Pisa Reiseführer: I’m still standing

Pisa Reiseführer vom Reiseblog WowPlaces

Der schiefe Turm von Pisa ist ein weltbekannter Klassiker, der in einer Reihe steht mit dem Eiffelturm, dem Brandenburger Tor oder der Statue of Liberty. In diesem Pisa Reiseführer berichte ich über Pisa und gehe dabei ganz besonders auf den schiefen Turm ein.

Als der schiefe Turm von Pisa am Horizont auftaucht, erinnert er mich an einen angeschlagenen Boxer, der sich weigert, zu Boden zu gehen. Angezählt war der Turm schon öfters. Zu Boden gegangen ist er nie. Erst zwei Wochen vor unserem Besuch ist der Turm vor seiner bislang wohl größten Bedrohung gerettet worden: Die italienische Polizei hatte einen 26-jährigen Tunesier verhaftet, der in sozialen Netzwerken einen Anschlag auf den Turm angekündigt hatte. Laut Polizei gab es klare Hinweise darauf, dass er dem IS-Terrornetzwerk sympathisierte.

Junge Soldaten stehen in olivgrünen Tarnanzügen vor dem Zugang zum Turm, ihr Maschinengewehr haben sie sich griffbereit umgehängt. Wer den Turm betreten möchte, muss erst durch einen Kontrollposten. Die Besucher werden mit einem Metalldetektor untersucht und zusätzlich abgetastet. Der Torre pendente di Pisa ist nicht einfach nur ein Turm. Er ist ein Symbol. Eine Ikone wie die Twin Towers in New York, das Brandenburger Tor in Berlin oder der Eiffelturm in Paris. In diesen Tagen des Terrors werden solche Gebäude besonders geschützt. Später sogar mit einem Panzerwagen. Wirklich 100prozentig sichern kann man den Turm aber wohl kaum.

schiefer turm pisa
Mehr als nur ein Turm: eine italienische Ikone.

Pisa Reiseführer: die Tickets

Bevor man sich in die Reihe vor dem schiefen Turm einreiht, sollte man sich um ein Ticket kümmern. Den Preis von 18 € kann man nicht gerade günstig nennen. Ein Schild weist auf einige Punkte hin, die jeweils abgehakt sind: „Please queue only if you: Have the ticket. Your Time is the next. You have no bag with you.“ Ja, Taschen, Rucksäcke oder gar Koffer darf man nicht mit hineinnehmen. Man kann sie im Gebäude deponieren, wo es auch die Tickets gibt. Hinter dem schiefen Turm, nur einen Steinwurf davon entfernt, befindet sich das Ticketbüro und die Guardaroba, die Garderobe. Die Schilder, die Hinweise geben, sind auf Italienisch und Englisch. Kompliziert ist der Prozess nicht, wenn auch etwas umständlich:

  1. Ticket im Ticketbüro kaufen (rund 150 Meter entfernt, hinter dem Turm, der Weg ist beschildert). Auf dem Ticket steht eine Zeit, wann man den Turm betreten darf.
  2. 15 Minuten vor dem Zeitpunkt auf dem Ticket geht man in den Garderobenraum neben dem Ticketoffice und gibt sein Handgepäck ab. Taschen, Handtaschen, Rucksäcke, Koffer. Die Sachen werden in Schließfächern deponiert. Es macht Sinn, sich die Nummer des Schließfachs zu merken.
  3. In der Schlange vor dem schiefen Turm anstellen. Bei unserem Besuch war die Schlage recht kurz. Wir musste nur ein paar Minuten warten.
  4. Durch die Sicherheitskontrolle gehen. Handy und Geldbeutel vor der Untersuchung ablegen.
  5. Willkommen im schiefen Turm von Pisa.

Öffnungszeiten
Januar, Dezember: 10 – 17 Uhr
Februar, November: 9:40 – 17:40 Uhr
März: 9 – 18 Uhr, ab 25.3.: 8:30- 20:30 Uhr
April bis September: 8:30 – 20 Uhr
17. Juni bis 31. August: 8:30 – 22 Uhr
Oktober 9 – 19 Uhr

Schiefer türm von Pisa
Ganz oben befindet sich eine Aussichtsplattform.

Ein Blick auf die Geschichte des schiefen Turms von Pisa

Interessantes Detail beim Betreten des Turms: Neben dem Eingang ist der Baubeginn in den Stein gemeißelt: August 1173. In Dokumenten dagegen taucht immer das Jahr 1174 auf. Der Grund dafür: Für die Menschen in Pisa begann nach dem damaligen Kalender das neue Jahr schon am 25. März.

Zusammen mit einer kleinen Gruppe weiterer Besucher werden wir im Inneren des Turms von einem Guide begrüßt. Er gibt uns auf Italienisch und Englisch eine kurze Einführung zum Gebäude. Der schiefe Turm von Pisa sollte ursprünglich kerzengerade stehen. Er war als freistehender Glockenturm für den Dom in Pisa geplant, das nennt man Campanile. Außerdem war der Turm als Rückzugsort für den Klerus geplant. Sollten Feinde anrücken, konnte man sich in den Turm flüchten. Durch seine runde Bauart unterschied sich der Turm von den konventionellen Türmen des Mittelalters, die üblicherweise quadratisch waren.

Auf die schiefe Bahn geriet das Bauprojekt am 9. August 1173, 12 Jahre nach der Grundsteinlegung. Die Bauarbeiter waren gerade dabei, die dritte Etage des Turms zu erreichten, als sich der Turmstumpf nach Südosten neigte. Das lag daran, dass der Turm auf lehmigen Morast und Sand steht, der unter dem Gewicht der Steine einsank. Man vermutet, dass der Turm am Rand einer ehemaligen Insel und eines ehemaligen Hafens steht.

Schiefer Turm Pisa innen
So sieht der schiefe Turm von Pisa innen aus.

Pisa Reiseführer: die Zeit nach dem Absinken

Von diesem Schock musste sich Pisa erst einmal ein paar Jahre erholen. 100 Jahre, um genau zu sein. Man beschloss, die nächsten Stockwerke mit einem geringeren Neigungswinkel zu bauen, um die Schieflage auszugleichen. Der Bau musste erneut unterbrochen werden. Erst 1372 war schließlich auch die Glockenstube fertig. Bauherr Bonanno wollte den Turm zwar eigentlich 100 Meter in die Höhe schießen lassen, aber nach den Problemen mit dem Boden beließ man es in Pisa lieber bei 55 Metern Höhe bei einem Durchmesser von 12 Metern. Schwer genug ist der schiefe Turm von Pisa auch so: 14.200 Tonnen wiegt das weiße Carrara-Marmor und übt damit gehörigen Druck auf den Grund aus. Hinzu kommen sieben schwere Eisenglocken. Hoffen wir mal, dass der Turm nicht noch einmal absinkt und wieder gerettet werden muss.

Schlechte Nachrichten gab es im Januar 1990. Der schiefe Turm von Pisa war etwas weiter abgesackt und musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Pisa rief alle Baustatiker weltweit dazu auf, Vorschläge einzureichen, wie der Turm stabilisiert werden könnte. Viele Jahre lang wurde das Symbol der Stadt saniert. Ende 2001 wurde der Turm schließlich wieder für Touristen geöffnet, nachdem er um 44 Zentimeter aufgerichtet worden war. Seine Schieflage beträgt nun 4 Grad. Das scheint in Ordnung zu sein. Nun können wieder Gruppen bis zu 40 Personen eine Besichtigung starten.

Schiefer Turm von Pisa
Eines der beliebtesten Fotomotive Italiens.

Pisa Reiseführer: auf dem schiefen Turm

Nach der kurzen Orientierung geht’s nach oben. Aufzug? Fehlanzeige. Eine lange, lange Treppe führt hinauf. Die Stufen sind ebenso schief wie der Turm. Soll heißen: ausgetreten. Tatsächlich sind hier schon so viele Besucher gelaufen, dass sich der weiße Marmor einige Zentimeter abgesenkt hat. Der Zahn der Zeit nagt auch hier am schiefen Turm. Die Treppe ist vielleicht 1,5 Meter breit – es können also gleichzeitig Besucher herauf und herunter steigen.

Oben angekommen kann man die sieben massiven Turmglocken bewundern und eine großartige Aussicht über Pisa genießen. Der Dom von Pisa und das freistehende Baptisterium (die Taufkirche des Dom) und der Friedhof Camposanto Monumentale stehen gleich nebenan. 1987 wurde das Ensemble von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Der Dom galt jahrhundertelang als größter Bau der Christenheit, bis Pisa von Städten wie Florenz und Rom überflügelt wurden. Die Macht einer Stadt ließ sich früher auch an der Opulenz ihrer Bauwerke ablesen. Der Piazza del Duomo wurde vom Dichter D’Annunzio als Piazza dei Miracoli bezeichnet, als Platz der Wunder.

Angst vor dem Runterpurzeln muss man keine haben, denn die Aussichtsplattform erscheint gut mit einem Eisengitter gesichert. An der Seite, an der sich der Turm nach unten neigt, ist es allerdings wirklich schräg. Man fühlt sich ein bisschen wie auf einer Rutsche. Apropos runterfallen: Einer Legende nach hat Galileo Galilei, der aus Pisa stammt, beim schiefen Turm von Pisa die Fallgesetze entdeckt beziehungsweise aufgestellt.

Es heißt zwar, dass der Besuch innerhalb von 30 Minuten abgeschlossen sein soll, aber kontrolliert hat das bei uns niemand. Als wir alles gesehen haben, machen wir uns an den Abstieg. Er klappt erstaunlich gut, weil kaum Menschen entgegen kommen.

Reiseführer Pisa: Wie klappt das mit den coolen Fotos?

Diese Fotos kennt wohl jeder: Ein Urlauber lehnt sich scheinbar gegen den Turm, der prompt zur Seite kippt. Das Spiel mit der Perspektive macht’s möglich. Ein feiner Spaß, den leider viele Touristen gleichzeitig probieren. Wer niemanden anderen im Foto haben will, muss also Geduld haben. Oder ein paar Tricks kennen. Hier sind sie.
Tipp 1: Stell‘ Dich auf die Poller, die die Rasenfläche auf dem Platz der Wunder säumen. Das ist der ideale Ort für das Foto. Nicht nur von der Perspektive her, sondern auch, weil so weniger störende Leute im Bild sind.
Tipp 2: Strecke nur eine Hand aus, um den Turm umzustoßen oder aufzufangen, nicht zwei. Wenn du zwei Hände nimmst, musst Du beide Handflächen aufeinander abstimmen und in eine gerade Linie bringen. Mit einer Hand ist es leichter. Strecke die Hand möglichst gerade, sie muss eine Linie bilden. Ok, ok, du findest, so einen schweren Turm muss man schon mit zwei Händen umstoßen? Gut, dann probier‘ es eben mit beiden Händen.
Tipp 3: Der Fotograf muss sich bewegen, nicht Du. Er muss die Kamera so positionieren, dass es so wirkt, als würdest Du mit Deiner Hand den Turm umstoßen bzw. abstützen. Der Fotograf soll Dir Anweisungen geben, wenn Du Deine Hand anders halten musst.
Tipp 4: Wer länger als einen Tag in Pisa bleibt, kann auch nachts herkommen. Dann ist kaum etwas los und man hat den Turm für sich.

Arno Pisa
Der Arno fließt durch Pisa.

Was hat Pisa noch zu bieten?

Besteht Pisa nur aus dem Dom und dem schiefen Turm? Sicher nicht. Trotzdem sei gleich an dieser Stelle festgestellt, dass ich einen Urlaub in Pisa nicht empfehlen kann. Die Stadt hat im Vergleich zum benachbarten Florenz deutlich weniger zu bieten. Mehr als einen oder zwei Tage würde ich in der rund 88.000 Einwohner-Stadt in der Toskana nicht verbringen.

Noch im Mittelalter war der Stadtstaat Pisa auf Augenhöhe mit Florenz und Siena. Inzwischen jedoch hat sich Florenz aufgrund seiner reichen Kultur klar an die Spitze der Beliebtheit gesetzt. In nur einer Stunde fährt man mit dem Zug nach Florenz, doch dazu später.

Die meisten Touristen interessieren sich tatsächlich nur für den schiefen Turm. Wer weiter in die Stadt hineinläuft, entdeckt große prächtige Plätze ebenso wie kleine verwinkelte Gassen. Es gibt Restaurants, Bars, Geschäfte, Eisdielen, Parks, Museen und vieles mehr. Empfehlenswert ist die Altstadt, in der sich Pisa gelegentlich anfühlt wie eine charmante Kleinstadt. Hier einige Fotos, um Dir einen Eindruck von Pisa zu geben.

Der Park Giardino Scotto
Der Giardino Scotto ist ein Park einer alten Festungsanlage. Im Sommer finden hier Open-Air-Veranstaltungen statt. Hier gibt es übrigens einen FreeWiFi Spot, in Pisa nennt man das „WiPi“, wobei das „i“ auf Schildern durch den schiefen Turm dargestellt wird.

Pisa
Giardino Scotto

Interessante Veranstaltungen.

Im Juli findet jedes Jahr das Gioco del Ponte Fest statt. Das ist interessant, denn der Höhepunkt des Fests ist Folgendes: Die Bewohner der Südstadt Pisas versuchen die Bewohner der Nordstadt davon abzuhalten, einen Wagen über die Brücke Ponte di Mezzo zu schieben. Die Ponte di Mezzo ist die zentrale Brücke der Stadt.

Spektakulär ist das Luminaria Fest am Abend des 16. Junis zu Ehren des Stadtpatrons von Pisa San Ranieri: Das Ufer des Flusses Arno wird mit unzähligen Kerzen erleuchtet. Auch andere Lichtkunstinstallationen kann man jedes Jahr bewundern. Sehenswert!

Tipps und Infos zur Anreise.

Pisa verfügt über einen Flughafen, den Pisa International Airport Gallileo Gallilei (PSA). Er befindet sich etwa 2 km südlich von der Innenstadt. Von berlin fliegt Easyjet nach Pisa. Germanwings startet von Köln/Bonn aus und Ryanair von Frankfurt-Hahn, Leipzig und Berlin-Schönefeld.

Die Fahrt vom Flughafen zum Hauptbahnhof.
Der klassische (und empfehlenswerte) Weg zum schiefen Turm beginnt im Flugzeug. Man fliegt nach Pisa, fährt mit einem Bus zum Hauptbahnhof, gibt sein Gepäck bei der Gepäckaufbewahrung ab und fährt mit einem Bus zum schiefen Turm. Soweit, so klar. Einfach ist das leider nicht! Denn Pisa weigert sich an vielen Stellen, auf Touristen zuzugehen und auf Englisch zu kommunizieren. So klappt’s: Erstmal aus dem Flughafen raus. Weiter geradeaus und schräg nach rechts. Hier fahren die Busse ab. Du brauchst Linie 21, LAM rossa. Halte nach dem Schild mit der 21 Ausschau. Vom Flughafen (Aeroporto) fährt der Bus über zwei weitere Stationen zum Hauptbahnhof (Stazione FS).

Dein Ticket kannst Du am blauen Automaten an der Haltestelle kaufen. Der Automat ist manchmal etwas störrisch und funktioniert nicht. Wenn man ihm aber gut zuredet und einige beherzte Klapse versetzt, überlegt er es sich manchmal spuckt ein Ticket aus. Ich schätze die Entfernung auf 5 km, das wäre dann Stufe 1. Auf irgendeinem Grund habe ich Stufe 2 gekauft und 1,20 € bezahlt. Im Bus musst Du Dein Ticket an einem kleinen gelben Automaten entwerten.

Die Fahrt vom Hauptbahnhof zum schiefen Turm.
Am Hauptbahnhof steigst Du aus. Auf dem Gebäude steht „Stazione Pisa Centrale“. Wende Dich nach links und gehe auf der linken Seite in den Bahnhof hinein. Die Gepäckaufbewahrung erkennst Du an einem blauen Schild mit der weißen Aufschrift: „Deposito bagagli, Left luggage“. Der freundliche Mann hinter dem Schalter möchte Deinen Ausweis sehen und einige Münzen. Du im Gegenzug solltest Dir einen Beleg geben lassen, klar. Ohne Gepäck geht’s zurück zur Haltestelle. Linie 21, LAM rossa bringt Dich zum schiefen Turm. Die Haltestelle heißt „Manin, Piazza Miracoli“. Von hier läufst du in 3, 4 Minuten zum Turm, einfach den anderen Touristen oder google maps folgen.

Die Zug-Fahrt von Pisa nach Florenz.
Die Verbindung von Pisa nach Florenz (Firenze SMN, Florenz Hauptbahnhof) ist hervorragend. Etwa jede halbe Stunde geht ein Zug. Am besten, Du suchst im Vorfeld den schnellsten heraus (von 48 Minuten bis 1 Stunde 20 Minuten). Kosten: 8 bis 12 € in der zweiten Klasse.

Die Sache mit der Schule.

Pisa, Pisa… war na nicht noch was? Gibt’s da nicht diese Sache mit der Schule, über die alle immer so schimpfen? Gemeint sind die PISA-Studien der OECD, eine internationale Untersuchung, bei der die Leistungen von Schülerinnen und Schülern unter die Lupe genommen werden. Bei der Untersuchung sollen die Kenntnisse und Fähigkeiten von Fünfzehnjährigen gemessen werden. PISA steht für Programme for International Student Assessment (Programm zur internationalen Schülerbewertung) und französisch als Programme international pour le suivi des acquis des élèves. Aha, wieder etwas gelernt.

Hier geht die Italienreise weiter.

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