Classic Open Air am Gendarmenmarkt: ein Ohrenschmaus

Classic Open Air“ heißt es am Berliner Gendarmenmarkt. An gleich fünf Abenden ist der vielleicht schönste Platz Deutschlands für die Musik reserviert. Was 1992 mit Startenor José Carreras begann, geht nun Jahr für Jahr munter weiter. Die besten Plätze gibt es jedoch nicht im Konzertbereich, sondern davor.

Petrus muss ein Klassikfan sein. Den ganzen Tag über regnet es – aber abends vor dem Konzert hört es dann überraschend auf. Und das nicht nur zufällig an einem Abend, sondern an allen Abenden. Nur einmal tröpfelt es – prompt antwortet das Orchester mit „Singing in the rain“.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt

Die Kulisse ist prachtvoll: links der Deutsche Dom, rechts der Französische Dom, dazwischen das Konzerthaus mit der Bühne. 6.000 Zuschauer sehen und hören gebannt zu, wie das Deutsche Filmorchester Babelsberg am ersten Abend sein ganzes Können zeigt und „Highlights aus Film und Musical“ spielt. Unter der Leitung von Robert Reimer verzaubert das Orchester sein Publikum. Auch die Namen der Sängerinnen und Sänger sind klangvoll: Rene Kollo, Angelika Milster, Eva Lind und weiteren bekannten Namen. Hier noch einer: Senta Berger. Doch die singt nicht, sondern moderiert durch den Eröffnungsabend.

Die Plätze  beim Classic Open Air sind nicht eben günstig (49 bis 191 Euro) und so haben (wie jedes Jahr) viele Musikliebhaber kurzerhand ihren eigenen Platz mitgebracht. Vor den Absperrungen sitzen Leute auf Klappstühlen, auf Picknickdecken und Hockern. Zwar versperren Bauzäune die Sicht, aber hier geht es ja mehr um Zuhören und weniger um Zusehen.

2015 saßen wir im Publikum, 2016 vor der Brasserie am Gendarmenmarkt. Ganz ehrlich: Vor dem Restaurant war’s noch schöner. Gutes Essen und noch bessere Tischmusik – eine wunderbare Kombination. Und so sitzen wir auch 2017 vor dem Cafe-Restaurant Shan Rahimkhan, Essen zu Abend und spitzen die Ohren.



Zweiter Abend: „romantische Nacht“

Es ist der zweite Abend und Lucia Aliberti präsentiert eine „romantische Nacht“ mit Arien des Belcanto von Puccini bis Verdi. Wir hören unter anderem Sandra Bogarts, begleitet vom Norddeutschen Philharmonie Rostock unter dem Dirigenten Roman Brogli-Sacher. Ein zauberhafter Auftritt.

Ein Aushang weist unter anderem darauf hin, dass „das Mitführen von Waffen und waffenähnlichen Gegenständen, Koffern, großen Taschen und Rucksäcken“ verboten ist. Die Veranstalter, so scheint es, haben also auch an die Sicherheit der Gäste gedacht. Umso erstaunlicher ist es, dass die Zugänge zum Gendarmenmarkt nicht mit Betonbarrieren geschützt sind, sondern mit simplen Absperrungen, die ein kleines Kind umstoßen könnte.

Diese Sperre soll notfalls einen LKW aufhalten können? – Unfassbar.
Diese Sperre soll notfalls einen LKW aufhalten können? 

Sicherheitskonzept mit Fragezeichen

Am dritten Abend erleben wir zufällig eine – wie soll man sagen? – „polizeiliche Maßnahme“ mit. Auf den Häuser gegenüber von der Bühne sind zwei, drei Personen auf den Dächern. Auch wir haben sie gesehen, aber für normale Schaulustige gehalten. Klar: Von den Balkonen und Terrassen der umliegenden Häuser aus hat man einen tollen Blick auf das Konzert.

Doch in diesem Fall werden die Ordnungskräfte nervös. Offizielle mit ernstem Gesichtsausdruck und einem Ausweis um den Hals sprechen mit einigen Polizisten. Die Polizisten wollen nach dem Rechten sehen und klingeln unten am Haus. Doch niemand macht auf.

Polizeiliche Maßnahme

Tja, was nun? Die Polizisten beratschlagen einige Minuten und erkundigen sich schließlich im angrenzenden Restaurant, der Brasserie. Zu diesem Zeitpunkt ist das Konzert längst in vollem Gange. Wenn nun tatsächlich Terroristen auf dem Dach wären, hätten sie schon längst zuschlagen können. Die Polizisten gehen um das Haus herum und versuchen es von einer anderen Seite. Wie das Ganze ausgeht? Gut. Denn passiert ist nichts. Trotzdem fördern das langsame und wenig entschlossen wirkende Vorgehen der Polizei nicht gerade das Vertrauen, während so einer Veranstaltung in guten Händen zu sein.

Sicher, in diesem Fall ist Kritik angesagt. Aber man muss auch die andere Seite sehen. Die Polizei wurde in den letzten Jahren von der Politik kaputt gespart, ist personell am absoluten Limit und unzureichend ausgerüstet. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte etwa, dass seit dem Jahr 2000 rund 16.000 Stellen ersatzlos weggefallen seien. Der GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek sagte dazu: „Die Polizei ist gezwungen, sich aus der Fläche zurückzuziehen. Deshalb hat die Polizei schon Reviere schließen müssen. Das gefällt den Menschen hierzulande nicht. Das wird uns immer wieder zugetragen“. Jetzt müsse der Druck auf die Politik konzentriert werden.

Fazit zum Classic Open Air Berlin

Fazit: Das Sicherheitskonzept beim Classic Open Air am Gendarmenmarkt hat uns zwar irritiert, aber die Musik war wie gewohnt ein Ohrenschmaus. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr.

Weitere Informationen zum Classic Open Air am Berliner Gendarmenmarkt gibt es hier.
Ticketinformationen gibt es hier.
Ticket-Hotline: 01806 999 000 606 (0,20€/Anruf aus dem deutschen Festnetz, max. 0,60€/Anruf aus dem deutschen Mobilfunknetz)

Wohnzimmer-Konzert statt Open Air?

Hier einige Tipps.
Puccini Gold“ versammelt Aufnahmen der besten Puccinisägern der letzten 50 Jahre. Von 1884 bis zu seinem Tod 1924 komponierte Puccini 12 Opern, darunter Klassiker wie La Bohème, Madame Butterfly, Tosca und Turandot.

„The Best of Anna Netrebko“ versammelt die schönsten Arien und Duette der Star-Sopranistin. Musik aus „La Traviata“, „Le Nozze di Figaro“, „La Bohéme“ und anderen Klassikern. Darunter auch Netrebkos gefeierte Duette mit Rolando Villazón, Elina Garanca und Thomas Quasthoff.

„Pavarotti – The 50 Greatest Tracks“ ist das ultimative Doppel-Album vom größten Tenor aller Zeiten.  Von Nessun dorma über Miss Sarajevo bis O sole mio. In Duetten singt Pavarotti mit Stars wie Frank Sinatra, Eric Clapton, Bono, Stevie Wonder und Sting zusammen. Plus Aufnahmen der „Drei Tenöre“. Die 50 Tracks wurden neu remastert für den besten Sound, den es je gab.


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