Neu-Venedig: fünf zauberhafte Kanäle

Erst denke ich, der Name „Neu-Venedig“ sei ein Scherz. Ist er aber nicht, so heißt tatsächlich ganz offiziell eine Siedlung im Berliner Ortsteil Rahnsdorf im Südosten Berlins. Das kommt daher, dass die Müggelspree sich hier lagunenartig in ein kleines Delta mit fünf Kanälen verzweigt. 13 Brücken gibt es hier. Venedig hat rund 200, in Neu-Vendig ist also alles ein bisschen überschaubarer.

Sogar eine Rialtobrücke gibt es. Leider muss man feststellen: Das einzige, was diese Brücke mit dem berühmten Vorbild aus Venedig gemeinsam hat, ist der Name. Eine zierlose Betonüberführung überspannt den Ausläufer der Müggelspree. Doch auch, wenn die Rialtobrücke eher weniger beeindruckt: Neu-Venedig ist ganz bezaubernd.

Neu-Venedig: Mein Auto, mein Haus, mein Boot.

Wir bestaunen eine idyllische, grüne Freizeitoase, deren Kanäle einige Vertreter der oberen 10.000 angezogen haben. Am Wasser tummeln sich großzügige Villen. Hier gibt man gerne das Spiel „Mein Auto, mein Haus, mein Boot“ zum Besten. So steht vor einer nagelneuen Villa nicht nur ein Porsche, sondern sogar zwei. Plus Motorrad. Plus Yacht. Und warte erst, bis Du die Garage und den Hobbykeller gesehen hast!

Alles könnte so schön sein, wären da nicht die Touristen. Sie mieten sich Boote bzw. Kanus und fahren damit durch die Kanäle. Oder sie machen es wie wir und fahren mit dem Rad durch die Straßen, gaffen und fotografieren. Ja, als einfacher, braver Millionär hat man es heutzutage auch nicht leicht. Privacy, wo ist sie nur geblieben?

Neu-Venedig: das Erholungsgebiet in Rahnsdorf

Nach dem Mauerbau 1961 kamen die West-Berliner nicht mehr an ihre Grundstücke in Neu-Venedig heran. Ihr Grund und Boden wurde an ausgewählte DDR-Bürger verpachtet. In Neu-Venedig waren hauptsächlich SED-Funktionäre untergebracht. Sie hatten hier ihre Datsche. Nach 1989 wurde etwa die Hälfte der Grundstücke an die Westler beziehungsweise die Erben zurückgegeben.

Auch interessant: Im Innenbereich von Neu-Venedig gibt es zwar Strom, aber keine zentrale Wasserversorgung. Er ist als Erholungsgebiet deklariert. Das hat zur Folge, dass die Häuser hier nur maximal 60 Quadratmeter groß sein dürfen. Es ist nicht erlaubt, hier dauerhaft zu wohnen. Das geht nur im Außenbereich, wo sich die Villen drängen.

Neu Venedig liegt in Berlin.

Als sich unsere Augen satt gesehen haben, meldet sich unser Bauch. Er ist alles andere als satt. Ein Blick auf google maps zeigt, dass es ganz in der Nähe das Restaurant „Neu Venedig“ gibt. Es liegt schön an einem der Kanäle, ist aber höchstens für ein Getränk empfehlenswert. Der Lachs ist voller Gräten. Die Kellnerin fahndet lautstark nach dem Besitzer eines Kanus, der sein Boot unsachgemäß festgemacht hat. Sie droht, das Seil durchzuschneiden, wenn er sich nicht sofort meldet. Höfliche Gastfreundschaft sieht anders aus. Aber bitte: Wir sind hier ja schließlich nicht im charmanten, romantischen Venedig, sondern immer noch im griesgrämigen Berlin.

Alternative zum Neu Venedig Restaurant: Lagunen Eck, Fürstenwalder Allee 312, 12589 Berlin.


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4 Kommentare

  1. Und wieder was gelernt, von Neu-Venedig hatt ich noch nie gehört. Gefällt mir. Sieht auch ähnlich aus wie die Venice Canals in LA. Da stand aber eher der Original VW Bulli mit Surfbrett auf dem Dach in der Einfahrt, die Villa war aber vermutlich nicht billiger 🙂

    Grüße aus Stuttgart (ohne Kanäle, nur mit Neckar, aber auch viel Porsche)

    Jocy

  2. Hallo Jocy,
    danke für Deinen Hinweis auf Venice Canals in LA.
    Mit dem Neckar würde ich Neu-Venedig aber nicht vergleichen.
    So schmutzig wie der Neckar ist höchstens noch der Ganges 😉
    LG,
    Philipp

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