Gendarmerie Berlin: das Lachen des Bacchus

Gendarmerie Berlin: Besuch in einem Restaurant, das das Besondere liebt.

Das Hauptstadtrestaurant Gendarmerie verdankt seinen Namen einem der schönsten Plätze Deutschlands: dem Gendarmenmarkt. Nur wenige Schritte davon entfernt residiert das Restaurant in der Behrenstraße 42. Wir betreten eine 400 Quadratmeter große Halle mit acht Meter hohen Decken und werden sofort auf ein gigantisches Kunstwerk an der Wand aufmerksam. Plastisch wie ein Relief sind Skulpturen aus massiven Holzbrettern herausgearbeitet. Es gibt Figuren, Farben und Formen. Glücklich sehen die Gesichter nicht aus. Das Ganze wirkt eher wie ein Marterpfahl, der sich über 14 Meter erstreckt. Das ist Kunst, das muss so sein, könnte man meinen.

Welcher Künstler das sei, frage ich die Empfangsdame. Sie weiß es nicht, verspricht aber, es in Erfahrung zu bringen. Leider vergisst sie meine Frage. Zum Glück bemerke ich später beim Verlassen des Lokal auf der Bar ein Buch über das Werk. Titel: „Jean Yves Klein. Bacchanal“. Es geht also um Bacchus, den römischen Gott des Weines, der Freude, der Fruchtbarkeit, des Rausches, des Wahnsinns und der Ekstase. Eine gutes Thema für ein Restaurant, das wohl über eine der längsten Bars der Stadt verfügt. Man merkt der Gendarmerie an, das sie kein beliebiges Restaurant sein möchte. Hier geht es darum, etwas Besonderes auf die Beine zustellen. Hoffentlich auch beim Essen.

Im Hauptstadtrestaurant Gendarmerie werden typische Berliner Gerichte modern interpretiert und mit internationalen Einflüssen, regionalen und saisonalen Zutaten abgeschmeckt, heißt es auf der Website der Gendarmerie Berlin.

Gendarmerie Berlin: Zum Bacchus noch mal!

Meine Kaiser Wilhelm Suppe ist perfekt bis in die letzte Geschmacksknospe. Auch das Hauptgericht schmeckt mir ausgezeichnet. Soweit, so gut. Am Nebentisch, der viel zu nahe steht, sieht die Sache dagegen ganz anders aus: Ein Ehepaar aus Österreich ist höchst ungehalten. Warum kümmert sich niemand, wir sitzen jetzt schon eine halbe Stunde hier? Wozu gibt es Brotteller und Olivenöl, wenn es gar kein Brot gibt?

Man muss sagen: Das stimmt. Als der Kellner höflich fragt, ob er zunächst eine Flasche Mineralwasser bringen soll, bis die Herrschaften die Weinkarte studiert haben, platzt dem Mann der Kragen. Wieso er denn Wasser trinken solle? Nein, er möchte Wein trinken! Zum Bacchus noch mal! Um es kurz zu machen: Sein Abend ist versaut. Er regt sich weiter darüber auf, wie schwach der Service ist. Als ich nach oben zum Kunstwerk blicke, kommt es mir so vor als würde Bacchus lachen vor Schadenfreude. Wahnsinn glänzt in seinen Augen.

Als ich später auf Tripadvisor nachsehe, wie andere Gäste das Restaurant bewerten, zeigt sich: An der Gendarmerie scheiden sich die Geister. Kein Zweifel: Das Ambiente ist etwas Einzigartiges und Besonderes. Alles andere scheint von der Laune Bacchus abhängig zu sein. Ich sage: Danke, Bacchus, du hast es gut mit mir gemeint. Auf dein Wohl!

Adresse: Gendarmerie Berlin, Behrenstraße 42/Ecke Charlottenstraße, 10117 Berlin Mitte, 030/76 77 52 70. info@gendarmerie-berlin.de

Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 2 Uhr (Küche: 12 bis 24 Uhr).

Hier geht die Reise weiter.

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