Mo‘ Blow und der betrunkene Botschafter

Mo’ Blow ist eine JazzFunk-Band aus Deutschland – genauer: aus Berlin. Seit über 10 Jahren stehen die vier Musiker auf der Bühne. Jetzt ist Schluss. So war’s auf dem letzten Konzert in Berliner Jazzclub A-Trane.

Felix Falk verlässt plötzlich die Bühne und marschiert Saxophon spielend ins Publikum hinein. Er steigt auf einen Stuhl und spielt einfach weiter. Die Fans applaudieren und sich hin und weg. Was Falk und seine Kollegene Matti Klein (Rhodes), Tobias Fleischer (Bass) und André Seidel (Schlagzeug) im A-Trane zeigen, ist die hohe Kunst des JazzFunk. Technisch perfekt, voller Spielfreude und dramaturgisch spannend inszeniert. Das Publikum ist begeistert. Virtuos setzen die vier ihre Instrumente ein, spielen sich in einen Rausch und beziehen auch das Publikum routiniert mit ein („Gimme the boots“).



Mo‘ Blow: mitreißende Jazzband

Das letzte Konzert von Mo‘ Blow in Berlin, klar, da muss man hin. Schließlich hat sich Mo‘ Blow in den Jahren ihres Bestehens einen Ruf als mitreißende und unterhaltsame Jazzband erspielt. Dann die Überraschung: Ok, ist doch nicht das letzte Konzert. Das findet am 22. Oktober 2016 im Columbia Theater Berlin statt. Das ist gut, dann diese Location ist deutlich größer als der A-Trane Club. An diesem Abend ist es so gerammelt voll, dass man sich gegenseitig fast auf den Füßen steht. Der riesige Spiegel an der Rückwand, der den Raum größer erscheinen lassen soll, hilft da auch nicht weiter.

Mo‘ Blow und die Geschichte in Russland

Beim vorletzten Konzert in Berlin dürfen auch alte Geschichten nicht fehlen. Bandleader Felix Falk erzählt eine aus Russland. Hier war die Band auf Einladung der Philharmonie und der Botschaft. Nach der eigentlichen Veranstaltung, auf der die Band spielte, wurden die Vier von den russischen Würdenträgern eingeladen im Sinne der deutsch-russischen Freundschaft gemeinsam in einem Club weiterzufeiern.

Als die Band im Club eintraf, waren auf der Bühne Instrumente aufgebaut und die Russen meinten: Ja, spielt doch einfach nochmal. Mo‘ Blow griff erneut in die Tasten und „weil in den Gläsern kein Wasser war“ führt der Botschafter nach 4 Uhr einen Tanz auf „das habt Ihr noch nie gesehen“. Mo‘ Blow hat den Abend in Russland in einem Song verarbeitet: „Call Me Milroy“. Das Stück gibt es auch gleich zu hören. Wunderbar – wie alles an diesem Abend.

Vorletztes Konzert von Mo‘ Blow im A-Trane

Doch nach hunderten von Konzerten in mehr als 20 Ländern ist nun alles aus. Das Publikum im A-Trane nutzt seine Chance und will die Band auch nach dem letzten Song nicht gehen lassen. Die Menge fordert so lange lautstark eine Zugabe, dass Mo‘ Blow erneut auf die Bühne kommen muss. Man merkt: Die Band spielt sehr gerne und könnte eigentlich noch viel, viel länger Gas geben. Aber, so heißt es, dann brechen Menschen im Publikum zusammen und es gibt Ärger. Okay, die Gesundheitskarte sticht.

Ich habe die Band zuletzt in Stuttgart erlebt, im Jazzclub Bix. Wie schon im Bix begeistert die Band auch im A-Trane durch eine virtuose Spielfreude, ein geniales Zusammenspiel und unbändige Leidenschaft. Mit Bo‘ Blow tritt eine großartige Band ab, die auf sympathische und nahbare Art und Weise gezeigt hat, dass sie zu den besten JazzFunk-Band Europas zählte.


Hier geht die Reise weiter.

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