Die schrillen Weiber von Windsor

Das bodenlange schwarze Kleid der englischen Lady erinnert an eine Kirchturmglocke. Nun beugt sich die Dame auch noch über ein Geländer im ersten Stock und schwingt frei schwebend hin und her, so dass man nun tatsächlich eine Kirchturmglocke vor Augen hat. Es ist nicht die einzige schrille Szene im Berliner Monbijou Theater. Zum 400sten Todestag von William Shakespeare wird die Komödie „Die Lustigen Weiber von Windsor“ inszeniert (The Merry Wives of Windsor).

Restlos ausverkauft bis auf den letzten Platz präsentiert sich das Monbijou Theater im Monbijoupark in Berlin Mitte. Sogar die Treppenstufen müssen als Sitzplätze herhalten, so groß ist der Andrang. Kein Wunder, denn das Ensemble fegt wie ein Sturm über die Bühne und reißt das Publikum von Anfang an mit. Schräg, laut, selbstironisch und wunderbar schrill interpretiert die Truppe das klassische Stück des Großmeisters.

Monbijou Theater Berlin

Die Story: Sir John Falstaff feiert wilde Gelage im Wirtshaus und lässt es seinem Bauch gut gehen. Dumm nur, dass sein Lebensstil teuer ist und ihn Geldsorgen plagen. Er kommt auf die Idee, seinen unwiderstehlichen Charme dafür einzusetzen, zwei verheiratete Frauen für sich zu gewinnen, damit sie ihm die Geldbeutel ihrer Männer öffnen. Also schreibt er zwei flammende Liebesbriefe. Einen an Mistress Ford und einen an Mistress Page. Doch die können über diesen Annäherungsversuch nur lachen und beschließen, den guten Sir John Falstaff ordentlich auf den Arm zu nehmen.

Nur scheinbar gehen sie auf seine Avancen ein und treffen sich mit ihm. Aber nur, um ihm einen gehörigen Schrecken einzujagen, weil – scheinbar völlig überraschend – der Ehemann naht. Sir John Falstaff kann nur entkommen, indem er sich als alte Jungfer verkleidet oder sich in einem Korb mit schmutziger Wäsche versteckt. Doch damit nicht genug. Zum ultimativen Albtraum wird ein letztes Date um Mitternacht an der alten Eiche.

Die schrillen Weiber von Windsor

Das Publikum hat während der gesamten Spielzeug großen Spaß und wird bestens unterhalten. Schön ist, dass das Ensemble das Ganze nicht zu ernst nimmt und sich selbst immer wieder auf die Schippe nimmt. Schauspieler übernehmen gleich zwei Rollen und machen sich darüber lustig, ohne Übergang von der einen in die andere Rolle zu wechseln. Dabei geht es laut und polternd zu, was ein Wegnicken unmöglich macht.

Sir Jahn Falstaff stampft so heftig über die Bühne, dass man fast schon Sorge haben muss, der Boden könnte nachgeben. Immer wieder wird das Publikum ins Geschehen einbezogen. Das gipfelt darin, dass sich Falstaff auf Leute im Publikum setzt, um sich zu besprechen. Hier geht die Truppe einige Male zu weit. So möchte ich ungern in der ersten Reihe sitzen und Wasser ins Gesicht bekommen. Davon abgesehen erweist sich der Abend im Freiluft-Amphiteater als äußerst unterhaltsam und – wie der Titel zu Recht verspricht – als sehr, sehr lustig. Eine großartige Leistung eines engagierten, fulminanten Ensembles.

Monbijou Theater Ensemble

Regie:Darijan Mihajlovic
Dramaturgie:Maurici Farré
Kostümbild:Isa Mehnert
Bühnenbild:David Regehr
Maske:Nina Dell
Technische Leitung:Henning Streck
Ensemble: 
Sir John FalstaffThorsten Loeb, Matthias Horn
Frank Ford/Richter ShallowTobias Schulze, Jonas Kling, Matthias Horn
George PageJoachim Villegas, Ole Xylander, Florian Kleine
Pastor Evans/Master FentonOle Xylander, Daniel Sellier
Alice Ford/ PistolClaudia Rippe, Vlatka Alec, Laura Sophia Becker
Margaret Page/Anne PageOlivia Marei, Martha Kröger
Mrs QuicklyFranziska Hayner, Vlatka Alec

Winterspielzeit

Ab November beginnt im Monbijou Theater Berlin die Winterspielzeit. Der Ticketvorverkauf beginnt ab dem 15. Oktober. Und zwar hier. In diesem Jahr feiert das Ensenble 10 Jahre Märchenhütte. Auf dem Dach eines Bunkers im Monbijoupark stehen zwei etwa huntertjährige polnische Holzhütten, die sogar eigene Namen haben: Jacob und Wilhelm.

In diesen Marchenhütten sind am 5. November jeden Tag Märchenklassiker aufgeführt. Zum Beispiel Rotkäppchen, Hans im Glück, Hase und Igel, Das tapfere Schneiderlein oder Hänsel und Gretel.


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