Rügen: im Auge des Sturms

Sassnitz Hafen auf der Insel Rügen. Wir laufen über die längste Aussenmole Europas. Einem endlos langen Steg, an dessen Ende ein schöner, alter Leuchtturm auf uns wartet. Das Wasser spritzt Meterhoch, als sich die Wellen an den Felsen brechen. Hier tobt sich die Ostsee so richtig aus. Ein Ausflug ins Auge des Sturms.

Der Wind reißt an meiner Jacke und wirbelt mir kräftig durchs Haar. Die Wellen bäumen sich vor dem Leuchtturm auf wie ein scheuendes Pferd. Unterhalten kann man sich längst nicht mehr, dazu stürmt es hier draußen zu heftig. Wieder und wieder bricht die Naturgewalt über die Mauer und hüllt uns in einen feinen Wassernebel.

Viele Schaulustige haben ihre Kameras gezückt, um dieses wilde Naturschauspiel festzuhalten. Es gibt da nur ein Problem. Eine Frau steht im Weg. Sie posiert vor dem Leuchtturm, breitet fröhlich die Arme aus und gefällt sich in der Rolle der unbekümmerten Frohnatur, die kein Problem damit hat, die Gischt abzubekommen. Die Wellen brechen sich am Felsen und werfen ihr Wasser hoch in die Luft. Klatschend landet die Ostsee als kalter Schauer auf der Frau. Doch das macht sie nur noch munterer. Sie läuft hierhin und dorthin, immer brav begleitet von ihrem Mann mit dem Foto. Nur aus dem Bild läuft sie leider nicht.

Sassnitz Hafen: Blick auf den Leuchtturm an der Spitze der längsten Außenmole Europas.
Sassnitz Hafen: Blick auf den Leuchtturm an der Spitze der längsten Außenmole Europas.
Sassnitz Hafen: Der Leuchtturm steht seit 1903.
Sassnitz Hafen: Der Leuchtturm steht seit 1903.
Auch er liebt Fischbrötchen. Also gut festhalten!
Auch er liebt Fischbrötchen. Also gut festhalten!
Die Kopfbedeckung muss man manchmal festhalten; der Wind ist stark.
Die Kopfbedeckung muss man manchmal festhalten; der Wind ist stark.

Sassnitz Hafen auf der Insel Rügen

Ihr Mann hat inzwischen gemerkt, dass alle anderen nur darauf warten, dass seine Frau aus dem Bild geht, damit sie den Leuchtturm fotografieren können. Also zischt er ihr peinlich berührt Hinweise zu. Doch die Frau versteht offenbar nicht, was er von ihr will. Bestens gelaunt posiert sie weiter. Ganz so, als sei sie die einzige Person auf der Welt – mal abgesehen von ihrem Fotografen. Schließlich hat sie alle Posen aufgebraucht und wir kommen doch noch zu unserem Foto. Na so ein Glück.

Wäre ja auch schade gewesen, denn der Weg zum Leuchtturm war lang. Mit 1,5 Kilometern ist die Mole in Sassnitz auf Rügen die längste Außenmole Europas. Man ist länger unterwegs, als man denkt. Weil die Sassnitzer das wissen, haben sie noch rechtzeitig am Anfang der Mole Versorgungsschiffe platziert. Hier kann man sich für den Spaziergang stärken. Entweder, man kommt an Bord oder man kauft sich ein Fischbrötchen und läuft damit los.

Die Gebiete um Rügen sind sehr fischreich. Hier tummeln sich sowohl Süßwasserfische als auch Meeresfische. Zum Beispiel Barsch, Zander, Hecht, Hering und Hornfisch, Dorsch, Meersforelle und Lachs. Die Auswahl ist groß. Auf sein Fischbrötchen sollte man aber in jedem Fall gut aufpassen, denn die Möwen schätzen den leckeren Fisch ebenfalls. In Warnemünde wurde ich Zeuge, wie ein frecher Vogel einer Frau das Fischbrötchen mit dem Schnabel aus der Hand riss. Also: besser gut festhalten!



Die Geschichte des Leuchtturms und der Mole

Der Leuchtturm im Hafen von Sassnitz auf Rügen ist 15 Meter hoch und wurde im Jahr 1903 errichtet. Die Mole selbst war nicht immer so lang. Alles fing 1889 an, als die Mole zunächst nur 380 Meter lang war und zum Schutz des Fischereihafens gebaut wurde. Damals war die Mole noch nicht vom Land aus erreichbar. Zunächst wurden Pfahlwände in den Untergrund getrieben und dazwischen Steine geschüttet. Dann kam das Mauerwerk mit Betonkernen hinzu. An der Seeseite wurde das Bollwerk schließlich mit einer 1,30 Meter hohen Mauer verstärkt.

Später wurde die Mole nach Westen verlängert und war nun schon einen Kilometer lang. Jetzt war sie auch vom Land aus erreichbar. Mit dem Aufkommen des Eisenbahnfährverkehrs um 1910 ergeben sich neue Anforderungen an die Mole und so wurde sie auf die heutige Länge von 1450 Metern gebracht. Stolze 7 Millionen Mark hat dieser Ausbau gekostet. Wow, dafür bekommt man so einige Fischbrötchen.

An der Küste ist Sassnitz am schönsten.
An der Küste ist Sassnitz am schönsten.

An der Ostseeküste in Sassnitz

Der Weg zurück gestaltet sich erstaunlich kurzweilig und kommt mir nur halb so lang vor wie der Hinweg. Woran das nur liegen mag? Vielleicht ist es ja der Gedanke an das bevorstehende Mittagessen, der mich beflügelt.

Sassnitz selbst ist vor allem an der Küste und am Hafen interessant. Hier liegt auch das britische U-Boot „H.M.S. Otus“, das man besichtigen kann. Wenn das Meer nicht zu stürmisch ist, fahren Ausflugsdampfer ab, von denen man die Kreidefelsen auf Rügen sieht. Tipp: In Sassnitz gibt es die größte Fischtheke Rügens, den „Kutterfisch“ am Hafen, hinter dem Rügenmarkt.

Wir laufen immer am Meer entlang, passieren einige Restaurants und sehen nun auch die schöne weiße Bäderarchitektur, die wir aus Binz oder Sellin kennen. Häuser heißen hier nicht Häuser, sondern sind als „Villen“ geadelt. „Villa Hertha“ oder „Villa Anna“ zum Beispiel. Sogar eine „Piratenschlucht“ gibt es hier. Von einem versunkenen Schatz jedoch ist mir leider nichts bekannt. Fazit: Als Ausflugsziel auf Rügen ist Sassnitz auf jeden Fall empfehlenswert.

Weitere Infos zu Sassnitz bekommst Du von der Tourismuszentrale Rügen.

Sassnitz Hafen: Hier kann man ein britisches U-Boot erkunden und in die Geschichte eintauchen.
Sassnitz Hafen: Hier kann man ein britisches U-Boot erkunden und in die Geschichte eintauchen.
Die typische Bäderarchitektur in Sassnitz.
Die typische Bäderarchitektur in Sassnitz.
Hallo Sassnitz
Hallo Sassnitz
Sassnitz: Immer gut, wenn man einen Plan hat.
Sassnitz: Immer gut, wenn man einen Plan hat.

Hier geht die Reise weiter.

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