Schloss Glienicke: Preußens Traum von Italien

Schloss Glienicke
Schloss Glienicke

Die Glienicke Brücke zwischen Berlin und Potsdam ist weltbekannt als „Bridge of Spies“. Hier haben die USA und die Sowjetunion Agenten ausgetauscht. Nur ein paar hundert Meter entfernt gibt es eine Sehenswürdigkeit, die zwar deutlich weniger bekannt, aber dafür umso reizvoller ist: Schloss Glienicke.

Schon das neubarocke Eingangstor an der Königstraße ist umwerfend schön. Neben den zwei vergoldeten Greifen des Bildhauers August Kiß, die den Zugang bewachen, fallen Kreuze des Johanniterordens ins Auge. Zwei „C“-Initialen sind ineinander verschlungen, darüber schwebt eine goldene königliche Krone mit christlichem Kreuz. Die Initialen erinnern an das Chanel-Logo, gehören aber Prinz Carl von Preußen (1801–1883).

Die Kreuze des Johanniterordens verweisen darauf, dass dem Prinzen 1854 die Herrenmeisterwürde des Ordens verliehen wurde. Auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wurde der Orden 1852 in Berlin wiederhergestellt und Prinz Carl zum Oberhaupt gewählt. 1864 gründeten der Johanniterorden und Prinz Carl den Vorläuferverein des Deutschen Roten Kreuzes, den „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“. Nach seinem Tod vererbte Prinz Carl den Johannitern eine Million Goldmark – nicht nur damals eine ungeheure Summe.

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Ein Besuch in Schloss Glienicke

Als wir durch das Eingangstor treten, werden wir von drei Damen begrüßt. Eine von ihnen erinnert an eine griechische Göttin, trägt eine Lampe über den Kopf und eine Tunika. Die anderen beiden bilden zwei Säulen des kleinen Pförtnerhauses, wie man das zum Beispiel in Athen auf der Akropolis sehen kann. Die Geschichte sagt guten Tag. Schon jetzt ist klar, dass wir das Landgut eines Kunstsammlers betreten.

Tatsächlich war durch den Krieg mit Napoleon die Begeisterung für Frankreich auf einem Tiefpunkt und der Adel orientierte sich lieber an Italien und Griechenland. Zwischen 1821 und 1828 war die halbe königliche Familie durch Italien gereist und wünschte sich nun ein Stück Italien in Preußen.

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Von Hardenberg an Prinz Carl von Preußen

1824 erwarb Prinz Carl von Preußen den Landsitz des verstorbenen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg von seinen Kindern für 50.000 Reichstaler. 1814 hatte von Hardenberg das Gut Glienicke ausbauen lassen und den Gartengestalter Peter Joseph Lenné (1789–1866) beauftragt, den Park zum „Pleasureground“ umzuformen. Hardenberg stammte aus dem kurhannoverschen Adelsgeschlecht derer von Hardenberg und war nach Berlin beordert worden. Von 1804 bis 1806 war er preußischer Außenminister und von 1810 bis 1822 Staatskanzler.

1814 wurde er für seine Verdienste bei der Neuordnung Preußens in den Fürstenstand erhoben. Noch heute verstehen es die Hardenbergs, sich fürstlich einzurichten. Als ich vor einigen Jahren den Stammsitz in Nörten-Hardenberg bei Göttingen besuchte, war ich von dem herrschaftlichen Anwesen sehr angetan. Heute geht es bei den Hardenbergs nicht mehr um Politik, sondern um Alkohol. Die Hardenberg-Wilthen AG ist der zweitgrößter Spirituosenhersteller Deutschlands.

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Italienisches Freilichtmuseum

Der renommierte Baumeister und Architekt Karl Friedrich Schinkel gestaltet Hardenbergs Anwesen zu einer italienischen Villa um. Prinz Carl möchte Schloss Glienicke als Sommersitz nutzen. Als Kunstfreund versammelt er im ganzen Gelände antike und mittelalterliche Originalstücke sowie zeitgenössischer Skulpturen.

Italien ist das große Vorbild, an dem sich Schinkel orientiert. So lässt er vergoldete Löwenfontänen errichten, die auf die Villa Medici zurückgehen. Sein Vater, der König, schenkt seinem Sohn eine gusseiserne Skulptur vom Meergott Neptun (1838 von Ernst Rietschel). Die Liebe zum Detail geht soweit, dass der Prinz den Fußboden des Teepavillons „Kleine Neugierde“ Richtung Glienicke Brücke mit antiken Mosaiken aus Karthago auslegen lässt. Und weil das alles noch nicht reicht, machen sich Prinz Carl und Schinkel mehrmals selbst nach Italien auf, um hier original-italienisches Baummaterial zu besorgen.

Schinkel gestaltet Hardenbergs Billardhaus zum Casino um und verändert das Herrenhaus zu einer klassizistischen Villa. Außerdem beschäftigt der Prinz den Landschaftsgärtner Lenne weiter. Er prägt nun das gesamte Gutsgelände. Architektur und Park verbinden sich nun zu einer vollendeten Einheit. Im Norden wird Lennes Pleasureground durch den Klosterhof und die Treibhäuser mit dem Orangenhaus abgegrenzt. Der Aufwand lohnt sich: Schloss Glienicke ist mit der Pfaueninsel, dem Neuen Garten und Park Babelsberg Teil der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft, die 1990 von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen worden ist.

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Fürstlich speisen bei Luther & Wegener

Hinter dem Kavalierflügel liegt die ehemalige Wagenremise. Heute befindet sich das Restaurant „Remise“ von Lutter & Wegner mit angeschlossener Weinhandlung darin, das sein Stammhaus am Berliner Gendarmenmarkt hat. Wenn die Sonne scheint, kann man hier wundervoll im Innenhof sitzen und gut speisen. Vom Verkehr auf der Königstraße ist nichts zu hören. Dafür von den Vögeln im Park umso mehr. Wer es etwas privater mag, kann auf der anderen Seite auf der Terrasse Platz nehmen.

Öffnungszeiten: 12 bis 22 Uhr, Küche 12 bis 21 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag. Reservierung per Telefon: 030/805 40 00. Adresse: Königstraße 36, 14109 Berlin-Wannsee.
Weitere Infos zum Restaurant „Remise“ gibt es hier: Lutter & Wegner

Auf Schloss Glienicke werden auch regelmäßig von März bis Oktober Konzerte aufgeführt. Das aktuelle Programm findest Du hier: Konzerte Schloss Glienicke. Hier zunächst aber ein Konzert der etwas anderen Art: einige Vögel musizieren.

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Mediterraner Logenplatz: das Casino

Durch einen gepflegten Garten spazieren wir bei schönstem Sonnenschein an der Orangerie vorbei zum Casino. Hier ist der italienische Flair nun am deutlichsten. Auf einer Marmorsäule blickt ein römischer Adler hinaus auf die Havel, auf der pfeilschnelle Motorboote dahinjagen. Unmittelbar vor uns verläuft ein gut befestigter Weg, auf dem Radfahrer und Wanderer vorbeiziehen. Ein echter WowPlace.

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Die weitere Geschichte von Schloss Glienicke

Prinz Carl hatte verfügt, dass sein Sohn Friedrich Karl mindestens 30.000 Mark pro Jahr für die Instandhaltung des Anwesens einsetzen sollte. Das war gut gedacht. Leider aber verstirbt sein Erbe nur zwei Jahre nach seinem Vater, 1885, im Alter von 57 Jahren. Schloss Glienicke fällt an dessen Sohn, Friedrich Leopold, der kaum Interesse daran zeigt. Der Verfall beginnt.

Was Prinz Carl von Preußen so akribisch zusammengetragen hat, kommt nach und nach auf den Kunstmarkt zum Verkauf. Während dem Zweiten Weltkrieg wird das Schloss als Lazarett und dann als Offizierskasino der Roten Armee genutzt. In den 50er Jahren beginnt für Schloss Glienicke eine zweite Karriere als Sporthotel. Ab 1976 wird es zur Heimvolkshochschule umfunktioniert.

Seit Ende der 80er Jahre wird es nun als Museum genutzt und erstrahlt in neuem Glanz. Der italienische Traum der alten Preußen geht also weiter.

Tipps für die Anreise

Von Berlin aus ist Schloss Glienicke bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Mit der S-Bahn nach Berlin-Wannsee. Von dort mit dem Bus 316 weiter bis direkt vors Schloss.


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