Grandioso: Karl im Palazzo Pitti

Die Ausstellung „Visions of Fashion“ zeigt die besten Bilder des Fotografen Karl Lagerfeld. Wie ein gutes Foto einen passenden Rahmen braucht, so braucht auch diese Ausstellung einen passenden Rahmen. Sie kann nicht irgendwie und irgendwo stattfinden. Nicht in einer profanen Halle oder einer gewöhnlichen Galerie. Nein, für Karl Lagerfelds Fotos braucht man einen Palast. Den Palazzo Pitti in Florenz. Ich bin hingeflogen.

Amüsant: Karl Lagerfeld als Stargast in der Gemäldesammlung der Medici. Er hängt golden gerahmt in einem prächtigen Raum im Renaissance-Palast Palazzo Pitti in Florenz. Wie nicht anders zu erwarten ist Karl in bester Gesellschaft: Heilige und Fürsten haben sich um ihn herum versammelt. Sofort fällt auf, dass Karl der Große ist: Sein Gemälde ist größer als zehn andere zusammen. Auf dem Bild selbst ist die Modeikone gleich dreimal zu sehen. Mehr Karl geht nicht.

Visions of Fashion

Der Palazzo Pitti auf der südlichen Seite des Arno ist ein riesiges Gebäude, fast sogar noch größer als Karls Talent. 1458 erwarb der Kaufmann Luca Pitti den Palast. Heute befinden sich einige Museen darin. Einige Museen? Ganz recht, denn wie schon erwähnt: Das Gebäude ist alles andere als klein. Sogar eine Station der Carabinieri ist in einem Seitenflügel untergebracht.

Karl Lagerfeld fotografiert seit 1987. Inzwischen sagt er von sich selbst: „Fotografie ist heute Teil meines Lebens.“ Und weiter: „Ich kann das Leben nicht ohne die Vision der Fotografie sehen.“ Alles begann damit, dass Eric Pfrunder, der Image Director von Chanel, Karl bat, die Pressebilder zu seiner Kollektion selbst zu fotografieren.

Was dann kam, ist allgemein bekannt: Lagerfeld entdeckte die Fotografie als weitere Möglichkeit, zu arbeiten, kreativ zu sein, Spaß zu haben. Er setzte Models unter anderem für Chanel und Fendi in Szene und hob Linda zusammen mit seiner Katze Choupette aufs Cover der VOGUE. Choupette hat übrigens ihren eigenen Wikipedia-Eintrag.

Das Talent des Karl Lagerfeld

Das Spielfeld als Modedesigner ist ihm zu eng, Karl Lagerfeld braucht Raum, sein Talent in allen Facetten auszuschöpfen. An Energie mangelt es ihm nicht. Unermüdlich ist er unterwegs, wickelt Projekte parallel ab und wenn andere noch nachdenken, ist er schon wieder auf dem Weg zu neuen Aufgaben.

„Fall-Winter Kampagne? Soll Mica machen.“ – „Die Argentinierin? Aber Karl, die war doch schon für Dior, Prada, Miu Miu und Louis Vuitton vor der Kamera.“ – „Papperlapapp! Mica ist bezaubernd, VOGUE Titel, umwerfende Sandro Kampagne. Buchen, Kinder, buchen! Los, los, los!“

Visions of Fashion und die Kunst

Kuratiert wird „Visions of Fashion“ von Gerhard Steidl und Eric Pfrunder. Schaut man sich die Bilder eine Weile an, versteht man, dass der Ort inmitten der Kunst auch eine zweite Bedeutungsebene hat. Immer wieder finden sich in den Bildkompositionen Referenzen zur Kunst. Edward Hopper (Suite 3906, Fendi, 2010), Caspar David Friedrich (Claudia Schiffer, Deutsche VOGUE, 2007) oder Sophie Taeber-Arp (Arty Puppets, Fendi, 2015).

Am eindrucksvollsten in die Ausstellung im Raum mit der „Petersburger Hängung“, bei der bedruckte Leinwände aufgehängt sind. Man kommt sich vor wie Alice im Wunderland der Fashionfotografie. Top-Models, Top-Mode, Top-Fotografien. Alles erstklassig. Karl Lagerfeld erweist sich auch als Fotograf als Meister. Den besonderen Reiz bekommt das Ganze durch die kunstvolle, detailverliebte Deckengestaltung und die prächtigen Kronleuchter des Palazzos. Eine kongeniale Kombination, die ihresgleichen sucht. Karls Bilder und der Palast – eine Hochzeit im Himmel. Mit einem Wort: grandioso.


Hier geht die Italienreise weiter.

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