Zenkichi: Zensationell lecker

Als wir der Treppe nach unten durch einen dunklen, mit Laternen beleuchteten Gang folgen, haben wir plötzlich das Gefühl, nicht mehr in Berlin, sondern in Tokio zu sein. Ein Besuch im Zenkichi, der modernen japanischen Brasserie in Berlin Mitte.

Wenn im House of Small Wonder um 17 Uhr die Lichter ausgehen, gehen sie eine Stunde später im Zenkichi an. Das japanisch inspirierte Café von Motoko Watanabe und Shaul Margulies liegt im ersten Stock, die japanische Brasserie im Keller des selben Gebäudes. Der Eingang ist der gleiche. Zum House of Small Wonder geht es geradeaus, zum Zenkichi nach links die Treppe herunter in den Keller. Ich schreibe das so genau, um die junge Dame an der Rezeption von „Rocket Internet“ gleich nebenan etwas zu entlasten. Als ich sie frage, wo es denn hier zum Zen… antwortet sie bereits, als wäre ich heute der Hundertste, der danach fragt. Auch daran sieht man: Ein Platz im Zenkichi ist sehr begehrt. Das Geheimnis des Restaurants liegt in seiner Authentizität. Hier macht man nicht auf japanisch, hier ist man japanisch.

Zenkichi: Willkommen in Tokio

Wir folgen der Treppe nach unten. Laternen auf dem Boden spenden gedämpftes Licht. Am Empfangstresen begrüßen uns zwei schwarzhaarige Asiatinnen mit einer höflichen Verbeugung und einer Begrüßung auf Japanisch. Da mein Japanisch gerade einmal ausreicht, um ein Taxi zu bestellen („Taxi!“), verständigen wir uns auf Englisch. Wir geben unsere Mäntel ab und erhalten eine kleine Karte mit japanischen Schriftzeichen. Eine der Damen führt uns zu unserem Platz. Die Räumlichkeiten zeichnen sich aus durch den authentischen japanischen Stil und eine diskrete, gut gelaunte Atmosphäre. Die Möbel sind aus dunklem gebeizten Holz, die Wände sind mit Bambus, Glas- und Spiegelflächen verziert, auf den Granitsteinfließen stehen schwarze Kreidesteine und Laternen. Fenster gibt es keine. Alles wirkt sehr hochwertig und durchdacht.

Das Zenkichi ist wie ein Abtauchen nach Japan. Alles wirkt authentisch und echt.

Unsere Begleiterin führt uns zu einem von 35 Separees. Sie zieht einen Bambus-Rollo nach oben und wir nehmen an einem schwarzen Tisch Platz. Statt Sehen- und-Gesehen-werden in einem großen Raum hat man sich im Zenkichi für das Gegenteil entschieden. Hier geht es darum, seine Ruhe zu haben, für sich zu sein und sich ganz auf Essen, Trinken und seine Begleitung zu konzentrieren. Es gibt Separees für 2, 4, 6 und mehr Personen. Bis zu 130 Personen finden im Zenkichi Platz. Ganz anonym ist man aber nicht. Wenn am Nebentisch die Bundeskanzlerin sitzen würde, würden wir das schon mitkriegen.

Willkommen in Japan! Das Zenkichi in Berlin Mitte.
Willkommen in Japan! Das Zenkichi in Berlin Mitte.
Einfach auf den Knopf drücken – und die Kellnerin eilt herbei.
Einfach auf den Knopf drücken – und die Kellnerin eilt herbei.
Stimmungsvoll: das Zenkichi in Berlin.
Stimmungsvoll: das Zenkichi in Berlin.
Augen- und Gaumenschmaus
Augen- und Gaumenschmaus
Tee oder Sake? Warum nicht beides?
Tee oder Sake? Warum nicht beides?
Beispielhafte Gerichte im Zenkichi Berlin.
Beispielhafte Gerichte im Zenkichi Berlin.

Zenkichi: bester Premium-Sake in Berlin

Die Kellnerin weist uns auf zwei Knöpfe am Tischrand hin. Wenn wir etwas wünschen oder Fragen haben, müssen wir nur den „Call“-Knopf drücken. Mit dem „Cancel“-Knopf daneben, kann man den Call widerrufen. Die Speisekarte ist auf Englisch und Japanisch. Wir entscheiden uns für das „Omakase 8 Course Tasting Menu“, Sake, Tee und Wasser. Das Wasser ist übrigens das Einzige im Restaurant, das nicht aus Japan kommt (Rheinsberger Preussen Quelle). Sake, also traditioneller Reiswein, ist ein Muss, darauf versteht man sich im Zenkichi sehr gut. Motoko Watanabe ist zertifizierte Sake-Sommelière. Und das Zenkichi verfügt wohl über die beste Auswahl an Premium-Sake in Berlin.

A trip to Tokio for the price of a dinner – Shaul Margulies

Kaum haben wir den „Call“-Knopf gedrückt, kommt auch schon die Bedienung und nimmt unsere Bestellung auf. Es ist schön hier. Aus Lautsprechern kommt sanfte Jazz-Musik in dezenter Lautstärke, von den Nebentischen dringt das Durcheinander angeregter Unterhaltungen zu uns herüber. Das Konzept des Zenkichi bringt Shaul Margulies so auf den Punkt: „A trip to Tokio for the price of a dinner“.

Wie kam es zu dieser Idee? „Nach jedem Tokio-Besuch haben Motoko und ich das köstliche Essen vermisst und beschlossen, ein eigenes Restaurant zu eröffnen“, sagt Shaul Margulies. Dabei ist das Zenkichi in Berlin das zweite seiner Art. In Williamsburg in Brooklyn, New York, gibt es nämlich ebenfalls ein Zenkichi und ein House of Small Wonder. Motoko Watanabe und Shaul Margulies haben ihre Ideen mit nach Berlin genommen und kümmern sich höchstpersönlich darum, dass das Erlebnis stimmt.

Zenkichi: japanische Kochkunst auf höchstem Niveau

Sushi- oder Teriyaki-Gerichte sucht man im Zenkichi vergebens. Dafür werden japanische Gerichte à la Carte oder als Menu serviert. Das Acht-Gang-Menü „Omakase“ bedeutet übersetzt etwa: Ich überlasse die Zusammenstellung dem Chefkoch. Und der meint es gut mit uns. Die wechselnde Bedienung zieht immer erst den Bambus-Rollo nach oben, serviert den Gang und erklärt sehr höflich, was wir denn da eigentlich auf den Tellern haben. Leider bin ich durch das Essen, das schon rein optisch ein Genuss ist, etwas abgelenkt, so dass ich nicht alles verstehe. Eines aber verstehe ich ganz sicher: Die Gerichte im Zenkichi sind zensationell gut. Asparagus potage, served chilled: ein Hochgenuss. Das Raw Tasting: ein Genuss, bei dem man nur eines bedauert: dass er so schnell zuende ist. Denn die Portionen sind so klein, dass man mühelos die acht Gänge schafft, soviel sei schon jetzt verraten.

Ebi-Shinjo Tempura? Man versteht zwar nicht, was man hier verspeist, aber es schmeckt jedenfalls. Das ist doch die Hauptsache.

Homemade Tofu Yakko erweist sich ebenfalls als Köstlichkeit, ist aber mit Stäbchen schwer zu beherrschen. Hinter „Ebi-Shinjo Tempura“ verbergen sich shrimp balls, deep-fried in tempura butter, served with Japanese matcha salt and tempura sauce. Man nimmt die gebratenen, herrlich warmen shrimp balls mit den Stäbchen auf, tunkt sie erst ins grüne matcha Salz und dann in die tempura sauce – ein großartiger Hochgenuss, den man gerne in einer Endlosschleife wieder und wieder erleben möchte. Anschließend kommt mein Highlight des Abends: Grilled Saikyo Black Cod: Alaskan black cod in Zenkichi’s original Kyoto miso marinade. Wow, so zart und köstlich wie Kabeljau nur sein kann. Perfekt auf den Punkt gegrillt.

Nach dem Dessert: das Fazit zum Zenkichi Berlin

Ebenfalls sehr fein: Gang 6 und 7, Veal Entrecote Shabushabu und Suzuki Kobu-Jime Mini-Don. Beim Dessert entscheiden wir uns für das Frozen Black Sesame Mousse, ein Schokosesam-Eis. Es schmeckt vollmundig, rund, nicht besonders süß, aber trotzdem schokoladig. Auch die drei Sake-Varianten, die ich probiere, sind eine köstliche Erfahrung. Angenehm ist auch, dass die Gänge zügig serviert werden. Die Kellner und Kellnerinnen bieten den wohl höflichsten Service in Berlin, erklären alles Wichtige und haben immer ein offenes Ohr für die Gäste.

Fazit: Wer sich einmal eine schöne Auszeit in Tokio gönnen möchte, bei der er in entspannter, angenehmer Atmosphäre köstlich japanisch schlemmen kann, der sollte sich nicht zum Flughafen begeben, sondern ins Zenkichi. Hier schmeckt es einfach zensationell lecker.

Adresse: Zenkichi, Johannisstraße 20, 10117 Berlin Mitte, hinter dem Friedrichstadtpalast, Telefon +49 30 24630810, Website: Zenkichi 
Öffnungszeiten: täglich von 18 bis 24 Uhr.


Noch nicht so viel Übung im Umgang mit Stäbchen?
Dieses Video zeigt schnell und einfach, wie’s geht.


https://www.youtube.com/watch?v=8rhf78VHciY


Wir bedanken uns für die Einladung, domo arigato.


Hier geht die Entdeckungsreise weiter.

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