So speisen Kaiser und Könige

Speisen, wo Kaiser und Könige logieren: Das 5-Sterne-Luxus-Hotel Ahlbecker Hof im Ostseebad Ahlbeck gilt seit 1890 als erstes Haus am Platz. Gerade zu Weihnachten ist es hier besonders feierlich. Wir haben das Weihnachtsmenü probiert und nach gekrönten Häuptern Ausschau gehalten.

Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, seine Königliche Hoheit Prinz Henrik von Dänemark, Bundespräsident Horst Köhler, Kaiser von Österreich Franz Joseph I. – sie alle waren während ihres Urlaubs auf Usedom im Ahlbecker Hof zu Gast. Das Flaggschiff der Gruppe Seetelhotels ist ein prachtvolles Luxushotel und liegt direkt am Sandstrand der Ostsee. Die Ahlbecker Seebrücke ist nur wenige Gehminuten entfernt. Hier kann man am Strand flanieren, auf die Ostsee hinausblicken und sich den frischen Wind um die Nase wehen lassen. Aber Vorsicht: Immer schön die Krone festhalten, der Wind ist ziemlich kräftig.

Die Restaurants im Ahlbecker Hof

Mit nur 91 Zimmern und Suiten ist das Grandhotel Ahlbecker Hof übersichtlich genug, damit die Mitarbeiter alle Gäste persönlich betreuen können. Als Kaiser möchte man ja schließlich an der Rezeption nicht gefragt werden, welche Zimmernummer man habe und wie nochmal der werte Name sei. Das gekrönte Haupt von heute beliebt, sich im Wellnessbereich „Kinnaree Spa & Beauty“ von den Lasten der Amtsgeschäfte zu erholen, sich im Kaminzimmer in die Zeitungen zu vertiefen und sich gegen Abend in einem der vier Restaurants zu stärken (Blauer Salon, Kaiserblick, La Brasserie, Susan Thai).

Wollen wir doch mal sehen, ob wir den einen oder anderen Herrscher treffen. Bevor wir das Restaurant im Ahlbecker Hof betreten, weisen uns gerahmte Hinweise darauf hin, mit wem wir es zu tun haben. Der Feinschmecker etwa verkündet: „Dieses Restaurant gehört zu den besten in Deutschland.“ Der Gault&Millau Deutschland empfiehlt das Restaurant und vergibt 14 Punkte.

Dazu muss man wissen, dass der Gault&Millau RestaurantGuide nach dem französischen Schulnotensystem urteilt und maximal 20 Punkte möglich sind. Die Höchstnote jedoch soll ausdrücklich nicht vergeben werden. Die Gründer Henri Gault und Christian Millau meinten nämlich, dass „nur der liebe Gott, aber kein Mensch Vollkommenheit feststellen kann“. 14 Punkte bedeuten also bei diesem Maßstab: sehr gut.

Musikalische Untermalung im Ahlbecker Hof

Der Empfang erweist sich als unkompliziert. Zum einen, weil wir reserviert haben. Zum anderen, weil wir keine Kronen an der Garderobe abzugeben haben. Das Ambiente zeichnet sich durch klassisch-gediegene Eleganz aus. Im gedämpften Licht der glitzernden Kronleuchter eilen Kellner geschäftig umher. Eine junge Klavierspielerin (die sich später mit einem Kollegen abwechselt) sorgt für eine angenehme musikalische Untermalung. Die Noten liest sie von einem iPad ab. Ein junger Kellner führt uns zu unserem Tisch. Das Restaurant liegt direkt an der Ahlbecker Promenade, die schnurgerade vom Ostseebad Ahlbeck zum Ostseebad Heringsdorf verläuft. Die polnische Grenze ist nur 3,5 Kilometer entfernt.

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Mein Blick schweift umher. Jetzt rächt es sich, dass ich die Lektüre von Bunte und Gala so sträflich vernachlässigt habe. Laufe ich etwa gerade an einer Prinzessin vorbei? Sitzt dort ein Adeliger aus dem Hause Hohenzollern? Ist der ältere Gentleman mit dem silbernen Haar und der schmalen Brille eine Königliche Hoheit? Wer weiß? Falls heute wirklich ein gekröntes Haupt im Restaurant sein sollte, hat er seine Krone im Zimmer gelassen.

Vier Gänge, vier Weine

Mit dem Weihnachtsmenü im Ahlbecker Hof ist es wie mit einem Weihnachtsgeschenk: Man weiß erst am 24., was man bekommt. Küchenchef Hark Pezely, der besonderen Wert auf regionale Zutaten von Usedom legt, hat sich Folgendes überlegt:

  1. Confierte Riesengarnele auf Krustentierenschaum und Sesam-Algensalat
  2. Peene Zander auf Orangen-Basilikumsauce und Safrangnocchi
  3. Filet Wellington. Rinderfilet und Champignon im Blätterteig auf Madeirajus und Selleriepüree
  4. Caramel Parfait auf Zwergorangenragout und Glühweinsabajon

Dazu gibt es vier Weinempfehlungen:

  1. 2015 Chardonnay, Weingut Künstler Rheingau, Deutschland.
  2. 2014 Ungstein Nussriegel Riesling, Weingut Rings, Pfalz, Deutschland
  3. 2012 Lion’s Pride Reserve, Weingut Lion’s Pride, Western Cape, Südafrika
  4. 2015 Lambrusco Amabile, Weingut Villa di Corlo Emilia Romagna, Italien

Maître Giacomo Fornelli empfiehlt, die jeweiligen Weine mit den jeweiligen Gängen zu kombinieren. Also etwa den Chardonnay zu den Riesengarnelen zu verkosten. Da ich erstens nur ein gewöhnlicher Bürgerlicher bin und zweitens selten Alkohol trinke, nehme ich nur den Lambrusco. Dazu gibt es stilles Wasser, wir Bürgerlichen sind bescheiden. Der Kellner schenkt uns ein und stellt die Flasche maximal weit weg von mir, so dass ich keine Chance habe, selbst nachzuschenken. Aufmerksam und umsichtig ist er stets zur Stelle, wenn uns das Wasser ausgeht. Das nenn‘ ich einen Service.

Schöne, kreative Arrangements

Dem Gruß aus der Küche folgt der erste Gang. Am Arrangement auf dem Teller kann man den Stil der Küche bereits ablesen. Die Bilder auf dem Teller sind schön gestaltet, farbenfroh und reduziert. Die Gerichte sind geschmacklich intensiv, lecker und durchaus kreativ. Wer vom Gault&Millau 14 Punkt bekommen hat, kann schließlich nicht mit konventionellen Kombinationen aufwarten. Nein, es muss schon etwas Überraschendes und Besonderes sein.

Statt Weihnachtsgans gibt etwa es Filet Wellington. Noch blutig, halb durch, aber zart und lecker. Leider kommt diese Idee nicht bei jedem Gast gut an. An zwei Tischen glauben wir Unmut erkennen zu können. Also doch gekrönte Häupter? Verwöhnte Adelige, denen man es einfach nicht Recht machen kann? Die Diskretion gebietet es, nicht neugierig nachzufragen. Nur eines ist sicher: Vor meinem nächsten Besuch im Ahlbecker Hof studiere ich Gala und Bunte.

Weitere Informationen zum Ahlbecker Hof

Adresse: Romantik Seehotel Ahlbecker Hof, Dünenstraße 47, 17419 Seebad Heringsdorf, Telefon: +49 (0) 38378 60411.

Tipp für ein bisschen Urlaubsfeeling vorab: Hier geht es zur Webcam auf dem Seetel Hotel Ahlbecker Hof


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2 Kommentare

  1. Ich kenne und ich mag Hark. Er kann wunderbar kochen.
    Aber ehrlich, wie passt das zusammen: „regionale Zutaten von Usedom“ und Riesengarnelen, Krustentierschaum, Alge, Sesam, Orange und Basilikum (zur Weihnachtszeit!)?
    Gleichzeitig kenne ich etliche Gärtner in der Region, die nicht wissen, wohin mit ihrem Wintergemüse. Sie wären froh, in die Gastronomie liefern zu können.

    Ich bin selber Gärtner aus MV, der ausschließlich in die Gastronomie vermarktet. Und zum Glück habe ich keinerlei Überschüsse. Aber ich habe leider auch kaum Kunden aus der Region… Wenn ich nicht überregional vermarkten würde, wäre ich hier verloren.

    In den meisten Restaurantküchen der ostdeutschen Ostseeküste wird mal eben die Chance, die eine Regionalisierung der Küche mit sich bringt, so richtig schön verschlafen.

    Dieses Menü liest sich so wunderschön altmodisch wie es Kaiser und Könige sind. Aber vielleicht ist das ja genau Harks Absicht.

  2. Hallo Olaf,

    danke für Deinen Kommentar und den Einblick in dieses Thema.

    Das Restaurant „Kaiserblick“ hat sich eine „regionale Ausrichtung“ auf die Fahnen geschrieben. „Der Bezug zu lokalen Anbietern garantiert Frische pur“, heißt es dazu auf der Website. Inwieweit das beim Weihnachtsmenü gegeben war, kann Dir wohl nur der Küchenchef selbst sagen.

    Viele Grüße,
    Philipp

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