Ganz schön frech: Andere Orte haben gar kein Wunder, Bortfeld hat gleich zwei. Das erste Wunder von Bortfeld bei Braunschweig muss man nicht lange suchen. Es ist der Hafen Marina Bortfeld. Hier sind nicht nur schicke Boote vor Anker gegangen, sondern auch stylische Häuser. Man könnte auch von Villen sprechen, denn an diesem See wohnt vor allem einer: der Luxus.
Früher hatte ein großer Garten auch einen großen Nachteil: Jemand musste ihn mähen. Dafür gab es mürrische Ehemänner. Oder knackige Gärtner, wenn man es sich leisten konnte. Heute fährt sich der Rasenmäher selbst. Sensoren erkennen, wo der Rasen endet und das Blumenbeet beginnt. Schade, dass die Sensoren etwas anderes dagegen nicht erkennen können: die Schönheit der Umgebung.
Marina Bortfeld
Marina Bortfeld ist ein Ortsteil der Gemeinde Wendeburg im Landkreis Peine in Niedersachen. Das Neubaugebiet wird seit 2009 immer malerischer. „Gehobene Wohnlage“ nennen Immobilienmakler diesen WowPlace, an dem sich stylische, teilweise sogar avantgardistische Gebäude um einen See und Yachthafen versammeln.
Seit 2014 ist die Marina Bortfeld fertig gestellt. Dabei wurde die Landschaft so deutlich verändert, dass google maps noch einmal vorbeischippern muss, um die Daten zu korrigieren. Die Lage ist vielversprechend: Hinter einer holländischen Klappbrücke gelangt der ambitionierte Seefahrer zwar nicht gleich ans Mittelmeer, aber doch immerhin zum Mittellandkanal und der Abzweigung zum Salzgitter Stichkanal.
Vor Anker gehen in der „HAVARIE“
Landratten sind nur drei Kilometer entfernt von Braunschweig. Wer bei Volkswagen arbeitet, ist in 35 Minuten dort – in 30 Minuten, wenn er den VW Touareg fährt. Um den See herum führt ein Rundweg. Man kann sich die Gebäude in Ruhe ansehen und die Architektur auf sich wirken lassen.
Am Hafen hat 2014 das Hafenbistro „HAVARIE“ eröffnet. Slogan: „Essen und Trinken am See“. So sitzt man also am See, blickt hinaus auf das wundervoll blau-schimmernde Spiel der Wellen und denkt wahlweise bei einem Störtebecker-Bier oder Kaffee und Kuchen über automatische Rasenmäher und elektrische Staubsauger nach. Und, ach ja, da war doch noch was: das andere Wunder von Bortfeld.
Der Wunderbrunnen von Bortfeld
Die Geschichte beginnt 1662. Hirten entdecken in der Bortfelder Feldmark eine Quelle, die auch „bei starker Kälte nicht zufror“, wie Bodo Fricke, Ortsheimatpfleger von Bortfeld notiert. Bortfeld ist nun nicht mehr nur für seine Rüben berühmt, sondern jetzt auch für seinen Heilbrunnen.
Die Leute kommen von weither, um vom Wasser zu kosten. Es wird von einer großen Menge Krücken und Stöcke berichtet, die die Geheilten vor Ort zurückgelassen hätten. 1738 erscheint sogar ein Buch über den Wunderbrunnen, das noch heute in der Landesbibliothek in Wolfenbüttel vorliegt.
Dann geschieht das Verhängnisvolle: Jemand wirft etwas in den Brunnen – und der Brunnen verliert seine Heilkraft. Als der Mittellandkanal gebaut wird, senkt das gleichzeitig den Grundwasserspiegel ab und die Quelle versiegt.
Aber als ich so auf den See hinausblicke, frage ich mich, ob die Quelle nicht vielleicht doch wieder von Neuem zu sprudeln begonnen hat. Ist am Ende womöglich der Wunderbrunnen zu einem ganzen See geworden? Wohnen an einem Wundersee – was kann es Schöneres geben?