Ein „Sabbatical“ zu nehmen bedeutet, sich eine längere Auszeit zu gönnen ohne den Job zu kündigen. Du kannst durch die Welt reisen und nach dem Sonderurlaub in Dein altes Leben zurückkehren. Lydia vom Blog „On a Journey“ hat sich mit diesem Thema eingehend beschäftigt. Schließlich nimmt sie ab Juni selbst ein Sabbatical, um eine Weltreise anzutreten. Im Interview weist sie auf Dinge hin, die Du wissen solltest, wenn Du ebenfalls eine längere Auszeit planst.
Wie plant man ein Sabbatical?
Liebe Lydia, gibt es klassische Ängste, wegen denen viele kein Sabbatical machen wollen? Sind diese Bedenken berechtigt?
Eine klassische Angst ist zum Beispiel die Frage: „Was ist, wenn meine Karriere unter der Auszeit leidet?“ – Kein Mensch wird sich dafür interessieren, wenn du 6 Monate nicht da bist. Die Uhren drehen sich weiter, auch ohne dich! Die Karriereleiter kannst du auch nach deiner Auszeit nach oben Klettern. Mach lieber jetzt als „normaler“ Angestellter deine Auszeit, denn bist du erst einmal Teamleiter, wird es für dich noch schwieriger einen Zeitpunkt für dein Sabbatical zu finden. Bist du erstmal befördert, kannst du ja nicht nach dem 1. Jahr verschwinden.
Eine weitere typische Frage ist: „Wie soll ich mir eine Auszeit leisten, ich habe doch nicht im Lotto gewonnen.“ – Für 6 Monate Sabbatical brauchst du schon ein bisschen Geld, aber reisen ist nicht so teuer, wie du denkst und sparen ist nicht schwer!
Sabbatical: drei Spartipps
Tipp 1: Der größte Geldfresser im Alltag ist dein Auto: Es kostet Versicherung, Steuern, Sprit und die Reparaturen sind teuer. Das Auto selbst kostet einiges in der Anschaffung und hat jährlichen Wertverlust.
Tipp 2: Monatliche kannst du 200 bis 400€ mit einer kleineren Wohnung sparen oder du ziehst in eine WG mit Freunden.
Tipp3: Gehe nicht mehr Essen – koche lieber selbst. Lade deine Freunde zum Essen zu dir nach Hause ein, koche für deinen Schatz ein romantisches Menu statt in ein Restaurant zu gehen und koche für die Arbeit vor, um die teuere Kantine zu vermeiden.
„Mein Chef sagt sowie so nein.“ – Das ist wohl die berechtigtste Angst. Ja, dein Chef darf dir das Sabbatical verbieten, aber du hast einen großen Einfluss darauf, wie du fragst.
„Hey Boss, ich hab‘ keinen Bock mehr zu arbeiten und ich will eine Auszeit, weil ich es mir verdient habe!“ wird nicht funktionieren. Überzeuge deinen Chef mit Vorteilen die er und seine Firma von deiner Auszeit haben.
Deine Englischkenntnisse verbessern sich und du lernst vielleicht eine neue Sprache. Damit liefert du in zukünftigen Gesprächen mit ausländischen Kunden einen super Service.
Der Ruf der Firma verbessert sich. Engagierte Nachwuchskräfte arbeiten lieber in Firmen, die ein Sabbatical erlauben und auf individuelle Wunsche ihrer Arbeitnehmer eingehen. Ein guter Ruf bringt gute Mitarbeiter mit sich und diese sorgen für zufrieden Kunden und mehr Gewinn.
Sabbatical: die ersten Schritte
Was sind die ersten Schritte, wenn man sich für ein Sabbatical entschieden hat? Wo fängt man an?
Ein Sabbatical ist ein aufwendiges Vorhaben und du kannst schnell die Übersicht verlieren. Bist du einmal überfordert, verlierst du womöglich schnell die Lust und lässt es einfach sein. Damit dir das nicht passiert, habe ich einen kostenlosen Kurs für dich: So planst du deine Auszeit – in 21 Schritten zum Sabbaticall. Die ersten Schritte sind leicht gemacht.
Wie lange kann so eine Auszeit dauern?
1 Jahr oder ein halbes oder auch (nur) 3 Monate. Die Frage ist: Was möchtest du während deiner Auszeit erleben und wieviel Zeit brauchst du dafür? Jeder schaltet unterschiedlich schnell vom Alltag ab, mache brauchen nur wenige Wochen, andere erholen sich erst nach 6 Monaten vom Alltagsstress.
Wann sollte man seine Auszeit nehmen?
Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Immer kommt dir irgendwas dazwischen. Ich kann erst nach 5 Jahren Berufserfahrungen gehen, ich muss vorab noch befördert werden und ich muss noch meine Kulis im Schrank neu sortieren bevor ich meine Auszeit nehmen kann. Du merkst schon, es gibt nie den richtigen Moment, immer gibt es einen Grund, warum wir gerade nicht können. Gibt dir einen Ruck und mach es einfach JETZT.
Welche Möglichkeiten und Modelle für eine Auszeit gibt es?
Für deine Auszeit gibt es zahlreiche Modelle, die drei beliebtesten sind: der unbezahlter Urlaub, Teil-Zeit und das Langzeitkonto.
Beim unbezahlten Urlaub wirst du (wie der Name schon sagt) unbezahlt von deiner Arbeit freigestellt und bekommst kein Gehalt und bist nicht mehr sozialversichert.
Da du beim Teil-Zeit-Modell weiterhin Gehalt bekommst, bleibt du sozialversichert (Rente, Krankenkasse und Co.). Du arbeitetest 2 Jahre Vollzeit bekommst aber nur 2/3 deines Gehaltes und das dritte Jahr nimmst du frei und bekommst trotzdem 2/3 deines Geldes weiterhin. Danach bist du wieder normal angestellt.
Meine Wunschwahl ist das Langzeitkonto: Ich zahle jeden Monat Geld und/ oder Überstunden in ein separates Konto ein. Vom angesparten Wert kann ich frei nehmen. Ich zähle weiterhin als angestellt, bleibe sozialversichert und bekomme weiterhin mein Gehalt.
Sabbatical: die Finanzierung
Die Finanzierung ist ein zentrales Thema bei so einer Auszeit. Oft liest man von Spartipps. Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten?
Wenn sparen alleine nicht hilft: Nimm einen Zweitjob an. Fahre Pizza aus, arbeite als Barkeeper in einer Bar oder kellnere im Restaurant nebenan.
Mein zweiter Tipp: Lege dir ein extra Konto an auf dem du dein Erspartes überweisst. Buche sobald du dein Gehalt bekommst 500€ auf dieses Konto. So kannst du es im Verlauf des Monats nicht ausgeben und sparst es für deine Auszeit.
Dritter Tipp: Führe Haushaltsbuch. Schreibe ALLE deine Ausgaben auf. Du wirst überrascht sein für was du am meisten Geld ausgibst. Setze genau an diesem „wunden“ Punkten an und überlege dir Sparmethoden.
Sabbatical: Strategien beim Chef
Kann jeder ein Sabbatical nehmen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen?
Grundsätzlich kann jeder ein Sababtical nehmen. Die einzigste Voraussetzung: Dein Chef muss es dir erlauben, ein Anrecht auf eine Auszeit hast du nicht.
Welche grundsätzliche Strategie sollte man verfolgen, wenn man den Arbeitgeber nach einem Sabbatical fragt?
1. Gib ihm genug Zeit. Frage deinen Chef 2 bis 3 Jahre bevor du dein Sabbatical nehmen willst. Er braucht genügend Zeit um sich mit dem Thema auseinander zu setzen und einen Ersatz für dich zu finden.
2. Überzeuge deine Chef durch Vorteile die er und die Firma von deiner Auszeit haben.
Du verbesserst deine Sprachkenntnisse zur Kundenbindung.
Nimm dein Sabbatical in Auftragsarmen Zeiten.
Das Unternehmen bekommt einen guten Ruf.
Deine Loyalität wächst und auch die deiner Kollegen.
Förderung junger Nachwuchskräfte mit neuen Aufgaben, um dich während deiner Auszeit zu ersetzen.
3. Frage deinen Chef zu einem guten Zeitpunkt: kein Stress auf der Arbeit, du solltest nicht negativ aufgefallen sein, sonder positiv und dein Chef hat gute Laune. Der ideale Ort zum Fragen: das Büro des Chefs, dort fühlt er sich wohl und ihr habt eure Ruhe. Es darf keine außenstehende Person bei euern Gespräch dabei sein.
Sabbatical: die optimale Dauer
Hast Du einen Tipp, wie man die optimale Dauer des Sabbaticals für sich festlegen kann?
Schwierige Frage, da ist jeder anders. Du solltest dir genügend Zeit nehmen vom Alltag abzuschalten und wenn du ein bestimmtes Ziel hast, kannst du ungefährt abschätzen, wie lange es dauern wird. Um Australien einmal mit dem Campervan zu umrunden, werden 3 Monate nicht ausreichen – besser sind 12 Monate.
Dein Chef hat auch ein Wörtchen mitzureden – wie lange will (und kann) er dich entbehren. 12 Monate sind für kleine Unternehmen fast unmöglich, hingegen kann eine große Firma eine längere Abwesenheit stemmen. Beziehe bei der Dauer unbedingt deinen Chef mit ein und kommt gemeinsam zu einer Lösung.
Sabbatical: häufige Fehler
Was sind die häufigsten Fehler, wenn es um ein Sabbatical geht?
Der größte Fehler: Dem Chef nicht frühzeitig Beschied zu geben und mit schlechter Vorbereitung ins Gespräch zugehen. Viele Sabbaticals scheitern bei der Zustimmung des Chefs.
Das benötigte Geld wird häufig unterschätz. Du brauchst eine gewissen Summe zum Reisen. Das sind keine Unmengen, aber dennoch benötigst du Geld. Nimm einen Zweitjob an und spare, spare und spare.
Hast du einmal das Geld angehäuft, musst du planen: Wann starten, wohin, welche Krankenversicherung, was ist mit der Rente und brauche ich Impfungen und bezahlt diese die Krankenkasse? Du merkst selbst: Zu einer Auszeit gehört ein bisschen Vorbereitung, das unterschätzen viele und verlieren schnell die Lust an der Auszeit.
Wie sieht es eigentlich bei Dir selbst mit einem Sabbatical aus?
Die offizielle Bestätigung ist vor Kurzem bei mir eingeflogen, ab Juni 2017 geht es auf Weltreise. Der genaue Verlauf ist ungewiss – vielleicht starten wir mit den Philippinen. Ich freue mich auf jedenfalls schon riesig auf die Reise und jetzt heißt es Feuer frei für Impfungen, Visen beantragen, Flüge buchen und genauere Planung.
Sabbatical: Jetzt, nicht irgendwann
Was wolltest Du beim Thema Sabbatical immer schon mal sagen?
Unser Leben ist endlich, wir alle sterben – auch wenn wir das nicht gerne hören. Leider verschieben wir zu gern Dinge auf später. Die Auszeit vom Job – mach ich später. Surfen lernen – ach, das mache ich später und der Roadtrip in Australien – mache ich irgendwann später.
Später erleben wir vielleicht nicht oder sind dann zu alt, um gigantische Berge zu erklimmen, von hohen Klippen zu springen oder Kitesurfen zu lernen.
Meine Bitte an dich: Lebe dein Leben HEUTE. Nimm dir deine Auszeit und verschiebe dein Sabbatical nicht auf später. Mach jetzt den 1. Schritt und lege einen Termin für deine Auszeit fest. Beginne jetzt mit der Planung für deine Auszeit. Ich unterstütze dich gerne: Schau bei meinem kostenlosen Kurs vorbei und komme deinem Sabbatical Schritt für Schritt näher.
Danke für die Tipps und viel Spaß!
Ein sehr schöner Artikel, der den Nagel auf den Kopf trifft. „Unser Leben ist endlich, wir alle sterben. Leider verschieben wir zu gern Dinge auf später.“ Ganz genau aus diesem Grund haben mein Freund und ich vor 2 Jahren diese Entscheidung getroffen und sind jetzt seit einem Jahr quer durch Südamerika unterwegs.
So viele Dinge sind uns klar geworden, wir haben so viel neue Inspirationen und kreative Energie gewonnen, dass daraus sogar unser neues Herzensprojekt entstanden ist: ein Wander-Blog zum Thema Mehrtagestouren und Empowerment für die Berge.
Ein Jahr Auszeit sollte Pflicht sein, dann gäbe es weder Rassismus noch dieses ständige Meckern über Kleinigkeiten in Deutschland.
Viele Grüße aus Kolumbien!
Hallo Christiane,
danke.
Deine Idee, ein Jahr Auszeit zur Pflicht zu erklären, finde ich abenteuerlich.
Davon wird Rassismus wohl kaum verschwinden.
Grüße,
Philipp
Mir reicht oft bereits ein Wochenende Auszeit. Es kommt ein wenig darauf an, wie man sich seine Zeit füllt. Wenn man das richtige macht, entspannt man auch schneller. Dieses Jahr fahr ich in ein Luxus Chalet. Hier werde ich wieder zu mir finden.