U2 Konzert: Innocence and Experience Tour

U2 spielten auf ihrer Innocence & Experience Tour auch in Berlin. Wir waren dabei.

Vor einem Jahr noch waren sie in 500 Millionen Herzen eingebrochen. Die irische Rockband U2 hatte den Mediathek-Nutzern von Apple ihr neues Album „Songs of Innocence“ zwangs-geschenkt. Apple hatte die Songs ungefragt auf die Geräte heruntergeladen. Doch viele Nutzer wollten die Musik gar nicht haben und konnten sie auch nicht löschen. Eine Welle der Empörung brach über U2 und Apple herein. Das Geschenk on top erwies sich als Flop. Sänger Paul David Hewson, besser bekannt als Bono, entschuldigte sich zerknirscht. Apple schaltete eine Website frei, über die man die ungeliebte Gabe per Knopfdruck löschen konnte. Der Versuch, sich in die Herzen der Apple-Nutzer zu schleichen, war gescheitert.

U2 rockt die Innocence und Experience Tour

Auf ihrer „Innocence und Experience Tour“ kommt die Erfolgsband wieder durch die Vordertür. Gut 30 Minuten zu spät, aber dafür ohne trojanisches Pferd, läuft Bono in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena ein. Er ist gealtert und erblondet. Wie gewohnt trägt der 55-Jährige eine Sonnenbrille. Nicht etwa, weil das cool aussieht, sondern weil er an Grünem Star leidet und seine Augen lichtempfindlich sind. Über der Bühne geht das Licht an und präsentiert Bonos Kumpels. Was bei Bono die Brille ist, ist bei Leadgitarrist David Howell „The Edge“ Evans seine Mütze. Mit ihr wirkt er, als sei die Zeit spurlos an ihm vorbeigegangen. Komplettiert werden die beiden von Bassist Adam Clayton und Schlagzeuger Larry Mullen junior.

Die 16.000 Fans jubeln und spendieren ihren Idolen eine kräftige Wohlfühldusche. Das tut gut! Die heftige Kritik an ihrer Mediathek-Aktion hat die Musiker getroffen. Eine Tour durch die Hallen Nordamerikas und Europas soll nun die Wunden heilen. Der Wunsch, den Fans wieder ganz nahe zu kommen, ist überall zu spüren. So wie im Mai, als U2 in New York eine Handvoll Fahrgäste in einer U-Bahn-Station mit einem Live-Auftritt überraschte. Am liebsten wären ihnen Auftritte in Pubs gewesen, wie am Anfang ihrer Karriere, hatte die Band wissen lassen. Pubs sind es am Ende nicht geworden, aber immerhin überdachte Hallen anstelle von Stadien. Auch mit der Bühnenkonstruktion geht die Band auf ihre Fans zu. Während des Konzerts pendeln die Künstler ständig auf einem schnurgeraden Steg zwischen zwei Bühnen hin und her. So hat jeder im Publikum etwas von ihnen.



U2: Nah und noch näher ran ans Publikum.

Bono geht noch einen Schritt weiter und holt eine junge Frau zu sich auf die Bühne, die sich zum Song „Mysterious Ways“ in eben diesen bewegt. An den Namen der Schönheit kann sich später niemand mehr erinnern, an die Bedeutung ihres Namens schon: Prinzessin. Oh ja, das passt, strahlt Bono, geht vor ihr auf die Knie und küsst ihre Hand. Das Publikum jubelt.

Eine Reise zu den Wurzeln von U2.

Die stärkste Verbindung zu den Fans stellt zweifellos die Musik her. Die Band begibt sich mit ihren Gästen auf eine musikalische, persönliche Reise zu ihren Wurzeln ins Dublin der 70er Jahre. Im Song „Iris“ etwa verarbeitet Bono den Tod seiner Mutter, den er als 14-jähriger miterleben musste. Der Funke springt über. Sicher auch deshalb, weil die Band immer wieder ihre Mega-Hits einstreut („Where The Streets Have No Name“, „Pride (In The Name Of Love)“, „With Or Without You“, „One“). Das ist nicht nur für die Ohren ein Genuss, sondern auch für die Augen. Über dem Bühnensteg sorgt eine hausfassadengroße, begehbare Videowand für die visuelle Untermalung der Songs: kraftvoll, knallig, unberechenbar.

Die Choreografie der Bilder ist ebenso perfekt inszeniert wie die Musik. Eine Stärke von U2 ist, dass ihre Songtexte Substanz haben. Sie haben klare Botschaften, wenden sich zum Beispiel gegen Gewalt im Nordirland-Konflikt („Sunday Bloody Sunday“). Diese Band ist nicht auf einer Tour, diese Band ist auf einer Mission: Sie will dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Auf der Videoleinwand erscheinen die Trümmer einer zerbombten Stadt. Bono greift den Krieg in Syrien und die Flüchtlingswelle auf und lobt die Deutschen dafür, dass sie der Welt ein Vorbild sind. „Nelson Mandela sagte: Es erscheint immer unmöglich aus – bis man es gemacht hat.“ 16.000 Menschen jubeln ihm zu. Sie öffnen ihre Herzen. Und Bono spaziert hinein.

Hier geht die Reise weiter.

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