Reisefotografie: Fotograf Simon Koy im Interview

Wenn es um Reisefotografie geht, fragt man am besten jemanden, der sich wirklich damit auskennt. Gleich zwei Weltreisen hat Simon Koy bereits hinter sich. Der Diplom Fotodesigner arbeitet für Magazine, Zeitungen, Agenturen und Werbekunden. Darunter zum Beispiel Der Spiegel Wissen, Der Feinschmecker, Brigitte Woman, BMW Magazin, Mercedes Magazin, Bionade und die Deutsche Post. Ein Gespräch über Orte mit Wow-Effekt, skurrile Erlebnisse, Reisefotografie und wie der Profi dabei vorgeht.

Reisefotografie: die Jagd nach dem perfekten Bild

Philipp: Lieber Simon, was reizt Dich am Reisen?

Simon: Mich reizt am Reisen das Unbekannte und Unperfekte! Wenn man aus Deutschland stammt, ist das Reisen in andere, besonders exotische Länder sehr befreiend meiner Meinung nach. Außerdem ist der Austausch mit anderen Kulturen äußerst interessant und schafft Toleranz anderen Kulturen gegenüber. Man kann sich unabhängig von den gängigen Medien ein Bild vom jeweiligen Land machen.

Philipp: Was ist Dein ganz persönlicher WowPlace von allen Orten, die Du bis jetzt besucht hast?

Simon: Es gibt natürlich sehr viele Orte mit Woweffekt. Aber Georgien und Armenien sind meine persönlichen Favoriten bis jetzt. Der Kaukasus ist sensationell, das Essen ist göttlich, die Kultur unglaublich und die Menschen sehr freundlich und zuvorkommend.

Philipp: Ich muss zugeben, dass ich Georgien und Armenien bis jetzt gar nicht so auf der Uhr hatte. Interessant. Um was geht es für Dich, wenn Du auf Reisen fotografierst?

Simon: Bei meinen Reisen geht es darum, ein Land so darzustellen, wie es wirklich ist, sprich dokumentarisch. Ich suche nach Motiven die skurril, besonders oder einzigartig sind.

Was macht für Dich ein gutes Reisefoto aus?

Philipp: Was macht für Dich ein gutes Reisefoto aus?

Simon: Ein gutes Reisefoto sollte einen packen ohne dass es zu kitschig sein sollte. Ein Sonnenuntergang interessiert mich nicht. Wenn allerdings bei einem Sonnenuntergang eine Horde von Touristen zu sehen ist, wie sie sich fast überrennen, finde ich es wieder interessant. Das kehrt die Situation wieder um und macht aus dem Bild etwas Skurriles, Seltsames.

Philipp: Was ist Dein persönliches Lieblingsfoto auf Deinem Blog Absurditäten des Alltags?

Simon: Mein Lieblingsbild ist aus Indien. Der Kontrast dieser Situation spricht für das Land. Eine knallgelbe Werbung mit gutaussehenden, gepflegten Menschen und als Kontrast einen bettelarmen Menschen, der mehr oder weniger im Müll liegt. Eigentlich ein sehr trauriges Foto.

Philipp: Behältst Du alle Fotos von Deinen Reisen oder wählst Du aus und löscht die anderen?

Simon: Ich behalte alle Fotos. Kein einziges wird gelöscht, außer sie sind unscharf etc..

Philipp: Welche Tageszeit eignet sich am besten zum Fotografieren?

Simon: Die beste Tageszeit ist kurz vor dem Sonnenaufgang, bzw. kurz danach. In dieser Zeit hat man eine sehr schöne Lichtstimmung.

Philipp: Mit was für einer Kamera fotografierst du?

Simon: Ich habe eine Canon 5D MarkII, das ist eine Profikamera und ich weiß, dass sie gut ist, jedoch bin ich kein Techniknerd und interessiere mich überhaupt nicht dafür.

Welche Rolle spielen Bildbearbeitungsprogramme bei Dir?

Philipp: Welche Rolle spielen Bildbearbeitungsprogramme bei Dir?

Simon: Ich benutzt Photoshop und bearbeite damit meine Fotos, jedoch ist die Nachbearbeitung nicht besonders intensiv, da ich versuche das Motiv so natürlich wie möglich zu halten.

Philipp: Auf Deinen Reisefotos sind immer wieder Menschen zu sehen. Wie schaffst Du es, an sie heranzukommen?

Simon: Entweder frage ich sie freundlich, was meistens gut funktioniert oder ich fokussiere ein Objekt und schwenkte dann auf den Portraitierenden.

Philipp: Wenn man einen Einheimischen fotografiert, muss man ihm dann gleich einen Zettel unter die Nase halten, auf dem er sich mit der Verwendung des Bilds einverstanden erklärt? Wie ist das rechtlich? Wie gehst Du damit um?

Simon: Theoretisch bräuchte ich die Einverständniserklärung, wenn ich es für meine Website benutzen würde, aber das ist in der Praxis kaum umzusetzen. Außerdem bin ich viel zu faul mir von jedem eine Einverständniserklärung zu holen. Das ist bei Jobs schon nervig genug. Selbst bei Jobs mache ich es nicht immer. Mann kann sich sonst nicht aufs Fotografieren konzentrieren.

Philipp: Bist Du unterwegs auch auf Kulturen gestoßen, bei denen man sehr vorsichtig sein muss, wenn man einen Menschen ablichtet?

Simon: In VAE (Vereinigte Arabische Emirate) und Marokko war es schwierig und nervig wenn man jemanden fotografieren wollte. Man muss natürlich akzeptieren, wenn das jemand nicht möchte. Aber es ist sehr schade, wenn man das perfekte Foto sieht und dann möchte jemand nicht fotografiert werden. Aber man kann nicht alles haben.

Wen oder was würdest Du gern mal fotografieren?

Philipp: Wen oder was würdest Du gern mal fotografieren?

Simon: Ich würde gerne mal in Nordkorea fotografieren. Das ist auch möglich, aber sehr teuer und irgendwie hat das was von Katastrophen-Tourismus.

Philipp: Magst Du uns abschließend von einer skurrilen Situation erzählen, die Du auf Deinen Reisen erlebt hast?

Simon: Ich wurde 2003 in Polen für über drei Stunden in Militärhaft genommen, weil ich meinen Kumpel vor einem Militärgebäude fotografiert hatte. Wir wussten aber nicht, dass es ein Militärgebäude ist, da es nicht markiert war.

Philipp: Vielen Dank für das Interview, Simon.

Reisefotografie: weitere Fotos von Simon Koy

Mehr Fotos von Simon Koy gibt es auf seiner Website.

Der Blog All-Around-The-World informiert über Simons Foto- und Weltreisen 2010 und 2014/2015.

Sein Blog Absurditäten des Alltags ist hier zu erreichen.

Hier geht die Reise weiter.

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