Deutschlands schönste Seebrücke

Das malerische Wahrzeichen von Ostseebad Sellin auf der Insel Rügen ist die Seebrücke Sellin. Doch diese Brücke ist nicht einfach nur eine Holzkonstruktion, sondern auch Standesamt, Anlegestelle, Restaurant, Cafe, Eisdiele, Ikone, Mythos und wunderschönes Urlaubsmotiv in einem.

Wind gibt es hier reichlich – und trotzdem muss man bei diesem Anblick erst einmal nach Luft schnappen. Wer im Ostseebad Sellin die prächtige Wilhelmstraße entlang Richtung Ostsee flaniert, steht am Ende der Straße staunend am oberen Ende der breiten „Himmelsleiter“-Treppe und blickt hinunter auf Deutschlands schönste Seebrücke. Die Seebrücke Sellin verzaubert den Betrachter auf den ersten Blick und ist eines der beliebtesten Urlaubsmotive auf Rügen. Auch die GEO Fotoredaktion liebt das Motiv und hat es im Mai 2011 auf den Titel einer Ostsee-Ausgabe gehoben.

Seebrücke Sellin

Ein langer Holzsteg führt über den feinen weißen Sand am Strand hin zum Brückenhaus. Hinter dem prachtvollen Bau setzt sich der Holzsteg fort und führt weit hinaus in die Ostsee. Am Ende des insgesamt 394 Meter langen Stegs geht es noch einmal weiter – allerdings unter Wasser. Denn an dieser Stelle ist die Tauchgondel Sellin installiert.

Als wir die Himmelsleiter nach unten steigen, merken wir, wie steil sie ist. Immerhin: Nach unten sind die 85 Stufen eigentlich kein Problem. Wer es trotzdem gern bequem hat, kann auch den Aufzug nehmen. Links und rechts vom Holzsteg haben es sich Badegäste am Sandstrand gemütlich gemacht. Strandkorb reiht sich an Strandkorb. Kinder buddeln an ihren Sandburgen und flitzen eifrig mit ihren bunten Eimerchen zum Wasser und zurück zur Baustelle. Im Wasser sind nur wenige Urlauber. Dabei ist es gar nicht so kalt. Wenn man erst einmal die ersten 30, 40 Sekunden überstanden hat, gewöhnt sich der Körper schnell an die Ostsee. Paare schlendern am Strand entlang, Vögel kreisen in der Luft, niedrige Wellen rauschen unaufhörlich an den Strand. Es herrscht eine Atmosphäre von Ruhe und Entspannung. Hier läuft man nicht, hier schlendert man.



Seebrücke Sellin: die Geschichte

Ostseebad Sellin Seebrücke“ steht über dem Eingang des weißen Brückenhauses, das von zwei Flaggen flankiert wird. Der Wind rüttelt an den Flaggen – ganz so, als wollte er unseren Blick darauf lenken. „150 Jahre Badeleben Sellin“ verkünden die Flaggen. Jung, wie die Zeit vergeht! Blicken wir also kurz zurück auf die Geschichte Sellins.

Die erste urkundliche Erwähnung von Sellin findet sich 1295. Damals hießt Sellin noch Zelinische Beke, was soviel heißt wie grüner Bach oder Grünbach. Das Dorf gehört der Adelsfamilie von Putbus, deren schönes Jagdschloss man heute noch in Binz auf Rügen besichtigen kann. Auf WowPlaces gibt es einen eigenen Bericht darüber. Wie das in der deutschen Geschichte mit all den Kleinstaaten üblich war, wurde der Ort mal diesem und jenem Fürstentum zugeschlagen. 1815 kam Sellin zur preußischen Provinz Pommern und wurde 1818 Teil des Kreises Rügen.

Seebrücke Sellin: Version 1, 2 und 3

Ab 1880 entwickelte sich Sellin zu einem mondänen Badeort. 1901 beginnt nun auch die Geschichte der Seebrücke Sellin. Pläne von damals sahen zunächst eine etwa 60 Meter lange Seebrücke vor, die Schiffen als Anlegestelle dienen sollte. Allerdings zog die Seebrücke schon damals zahlreiche Besucher an, so dass sie erweitert werden musste. 1906 wurde die erste Selliner Seebrücke eingeweiht. Sie war stolze 508 Meter lang und verfügte schon damals über ein Restaurant.

Im Jahr 1918 wurde die Seebrücke Sellin von Packeis beschädigt, das sind bis zu 3,5 Meter dicke Eisschollen, die das Meer bedecken und gewaltige Kräfte ausüben können. 1920 wurde der Brückenkopf durch einen Brand zerstört. 1924 kam es erneut zu Schäden durch Packeis. Nur ein Jahr später entstand eine neue Seebrücke. Diesmal mit einer Plattform und einer Konzerthalle darauf.

Im Winter 1941/1942 schlug der Winter wieder mit eiserner Faust zu und zerstörte die Brücke. Nur das Brückenhaus blieb verschont. In den 1950er bis 1970er Jahren war hier ein beliebtes Tanzlokal untergebracht. In dieser Zeit wurde es versäumt, die Brücke instand zu setzen. Der Zahn der Zeit nagte an der Seebrücke Sellin und so musste der Brückenkopf 1978 schließlich aus Sicherheitsgründen abgerissen werden.

Seebrücke Sellin: nach der Wiedervereinigung

Die Geschichte der Sellins ist auch die Geschichte der ehemaligen DDR. 1953 wurde in den Ostseebädern der DDR die „Aktion Rose“ durchgeführt. Hinter diesem Codenamen verbirgt sich die Verhaftung/Enteignung/Vertreibung/Zwangsumsiedlung privater Hotel- und Pensionsbesitzer. 1978 wurde oberhalb von Seebad Sellin ein Erholungsheim errichtet (heute das „Cliff Hotel“), das für das Zentralkomitee (ZK) der DDR-Einheitspartei SED reserviert war. Mit anderen Worten: für die Polit-Bonzen der DDR.

Seit der Wende und der deutschen Wiedervereinigung gehört Sellin zu Mecklenburg-Vorpommern. 1992 begann der Neubau der Seebrücke Sellin nach den Entwürfen der Architekten Müller & Herrmann, die sich an den Bauten von 1906 und 1925 orientierten. Am 2. April 1998 fand schließlich die Eröffnung des neuen Brückenhauses mit Gastronomie statt. Seit 2014 wird die Seebrücke Sellin durch die Gemeinde Sellin und als Eigenbetrieb der Kurverwaltung geführt – oder „gemanaged“, wie das heute heißt.

Seebrücke Sellin: das kulinarische Angebot

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Seebrücke Sellin auch ein Restaurant, ein Cafe und eine Eisdiele. Bei schönem Wetter kann man vor dem Seehaus in der Sonne Platz nehmen, etwas zu Essen und zu Trinken bestellen und entspannt zusehen, wie sich andere Gäste mühsam die steile Himmelsleiter hinaufquälen. An dieser Stelle ein Hinweis an alle Leser des Reiseblogs: Der kostenlose Aufzug befindet sich vom Seehaus gesehen auf der rechten Seite neben der „Himmelsleiter“-Treppe.

Aber keine Sorge: Wer sich ein bisschen anstrengt, kann die Treppe in einer flotten Minute überwinden. Am besten, man stärkt sich vorher mit Kaffee, Kuchen und/oder Eis. Die Auswahl ist reichlich und uns hat der Kuchen wirklich gut geschmeckt, das Eis fiel dagegen etwas ab. Wer hier zu Mittag essen möchte, ist ebenfalls gut aufgehoben. Allerdings sind die Preise gehoben. Die Speisekarte und eine Übersicht der aktuellen Veranstaltungen auf der Seebrücke Sellin gibt es auf der Website. Dazu zählen zum Beispiel Livemusik, Lesungen und historische Abende. Öffnungszeiten: 11 bis 22 Uhr.

Seebrücke Sellin: Ja, hier kann man heiraten

Wie schön: Diese Brücke verbindet auch zwei Menschen. Im Balticsaal kann man mit freiem Blick auf den Horizont der Ostsee wunderschön romantisch „Ja“ sagen. Die anschließende Feier findet dann anschließend auf der Seebrücke statt. Mehr Infos dazu gibt es hier: Standesamt Mönchgut-Granitz, Hochzeitstermine: Frau Wanke, Telefon 038303-16429.

Seebrücke Sellin: die Tauchgondel

Wer seinem Besuch auf der Seebrücke Sellin nun noch etwas mehr Tiefe verleihen möchte, kann am Ende des Holzstegs die Tauchgondel besteigen. Der Besucherraum gleitet dann entlang eines zentralen Pfeilers vier Meter weit nach unten und bleibt einen Meter über den Meeresboden stehen. Die Tauchgondel fasst bis zu 30 Personen, ist klimatisiert und von Fensterscheiben umgeben, die rund sechs Zentimeter dick sind.

Wer auf Tauchstation geht, erfährt alles über die Ostsee und ihre Pflanzen und Tiere. Es geht um Muscheln, Quallen, Garnelen, Fische und Algen. Weil sich diese Meeresbewohner nicht immer blicken lassen, gibt es eine 3D-Filmvorführung: „Die Ostsee 3D“. Gut zu wissen: Die Tauchgondel fährt nicht im Meer herum, sie ist an einem Pfeiler befestigt. Es kann also nicht zur Seekrankheit kommen. Vor einem Druck auf die Ohren muss man ebenfalls keine Angst haben, denn es herrscht jederzeit derselbe Druck wie über Wasser.

Tauchgondel: Öffnungszeiten und Tickets

Die Tauchgondel ist ganzjährlich geöffnet.
November bis April (Montag und Dienstag Ruhetag) 11 bis 16 Uhr
Mai, September, Oktober 11 bis 18 Uhr
Juni bis August 10 bis 21 Uhr
Maximal bis Einbruch der Dunkelheit. Kurzfristige witterungsbedingte Ausfalltage sind möglich. Eine Tauchfahrt dauert etwa 30 bis 40 Minuten. Mindestteilnehmerzahl sechs Personen. Gruppen werden um Voranmeldung gebeten.

Erwachsene: 8 Euro
Kinder bis 15 Jahren sowie Studenten und Behinderte: 5 Euro
Familie, 1 Kind: 19 Euro
Family, 2 Kinder: 21 Euro
Familie, 3 Kinder: 23 Euro

Bäderarchitektur Sellin

Empfehlenswert ist, die Seebrücke Sellin über die Himmelsleiter in Richtung der Wilhelmstraße zu verlassen. So bekommt man einen Einblick in die typische, weiße Bäderarchitektur. Die Straße säumen schöne Villen, Cafes, Shops und Restaurants.


Hier geht die Reise weiter.

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