Komm mit zu einem Herbstspaziergang am malerischen Ludwigskanal in Franken. Lass dich verzaubern von einer Stimmung, wie es sie nur einmal im Jahr gibt.
Ein Blatt löst sich vom Baum und schwebt langsam herunter. Plötzlich wird es von einem Windstoß erfasst und wieder ein Stück nach oben gewirbelt. Fröhlich tanzt es durch die Luft, bevor die Schwerkraft die Oberhand gewinnt. Immer wieder lösen sich grün, braun und rötliche gefärbte Blätter, schweben herab und schmücken den Boden. Der Herbst ist da, die Bäume machen sich bereit für den Winter. Noch hängen recht viele Blätter an den Bäumen, aber das wird sich bald ändern.
Herbstspaziergang am Ludwigskanal
Es ist ganz ruhig. Nur ein paar Vögel und raschelnden Blätter sind zu hören. Der Kiefernwald hier heißt „Steckerlaswald“ und gehört zum südlichen Nürnberger Reichswald. Die Bedingungen für seine Bewohner sind nicht gerade einfach: Die Böden sind sandig und nährstoffarm. Ein sandiger Untergrund hat den Nachteil, dass Regen recht schnell versickert. Aus diesem Grund findet man hier vor allem Lebewesen, die wenig Wasser brauchen. Etwa die Schwarzbeere oder die Rentierflechte.
Doch die Natur weiß sich zu helfen: So gehen die Kiefern und die Preiselbeeren hier eine Symbiose mit Pilzen ein. Während die Kiefern und die Preiselbeeren den Pilzen Wasser liefern, revanchieren sich die Pilze mit Nährstoffen. So haben beide etwas von dieser Verbindung und können überleben.
Wir folgen einem Waldweg und stehen schon bald auf einer alten Brücke, die über den Ludwig-Donau-Main-Kanal führt, der auch „Ludwigskanal“ oder „Alter Kanal“ genannt wird. Die Brücke heißt Sorger Brücke und ist eine sogenannte „Roßbrücke“. Das heißt, unter der Brücke führt ein Pfad am Ufer entlang („Treidelpfad“, heute ein Rad- bzw. Fußweg). Hier liefen früher die Pferde, die die Schiffe durch den Kanal zogen.
Hier ein kurzes Video mit einigen Einblicken über den Ludwig-Donau-Main-Kanal:
Ludwig-Donau-Main-Kanal: ein Projekt von König Ludwig I.
Schon Karl der Große hatte im Jahr 793 den Traum, die Donau und den Main miteinander zu verbinden und so einen durchgehenden Wasserweg zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer zu etablieren. Wirklich geglückt ist es aber erst dem „Kini“, König Ludwig I. von Bayern (daher auch der Name „Ludwigskanal“).
In nur 10 Jahren, von 1836 bis 1846, hat er den Ludwig-Donau-Main-Kanal fertiggestellt. 9.000 Arbeiter waren mit dem Projekt beschäftigt, das 17,5 Millionen Gulden gekostet hat, obwohl nur 8,5 Millionen Gulden geplant gewesen waren. Planungsprobleme wie bei der Elbphilharmonie gibt es also nicht erst seit gestern. Noch heute steht in Erlangen ein Kanaldenkmal, auf dem steht:
FÜR DIE SCHIFFFAHRT VERBUNDEN,
EIN WERK VON CARL DEM GROSSEN VERSUCHT,
DURCH LUDWIG I KOENIG VON BAYERN
NEU BEGONNEN UND VOLLENDET
MDCCCXLVI
An der Sorger Brücke
Wir blicken von der Sorger Brücke auf den Ludwigskanal herunter, einem etwa 15 Meter breiten, 172 km langen Wasserweg, der links und rechts von zwei schmalen Wegen flankiert wird, hinter denen der Wald Flanier steht. Die Bäume spiegeln sich im Wasser des Kanals, ebenso wie der strahlend blaue, klare Himmel. Die Sonne spendiert einige Strahlen, die durch die Bäume brechen und den Kanal streicheln. Diese Idylle hat nicht nur uns angezogen, sondern auch einige Radfahrer und Wanderer.
Am Ludwigskanal herrschen klare Verhältnisse: Auf der Seite, die von Nürnberg nach Wendelstein führt, gehen die Fußgänger spazieren, auf der anderen Seite fahren die Radfahrer. Nur einmal kommt uns ein Pärchen mit Rädern entgegen. An ihren besorgten Gesichtern sieht man jedoch, dass das keine Absicht ist, sondern ein Versehen.
Als wir Richtung Wendelstein laufen, begegnen wir auch einem Angler. Obwohl das Wasser eher dunkel ist, ist dort unten trotzdem einiges los. Bis zu 1,5 Meter ist der Kanal tief. Hier tummeln sich Bitterlinge, Spiegelkarpfen, Zander, Barsche, Aale, Hechte und Brachsen.
Der Ludwigskanal bei Wendelstein
Ab und zu kommen wir an Infotafeln und Holzbänken vorbei. Sehr schön, der Weg macht einen tadellosen Eindruck. Nach ein paar Minuten stoßen wir auf ein Sicherheitstor. Es hat die Funktion, im Falle eines Lecks (zum Beispiel durch einen Dammbruch) zu verhindern, dass der Kanal ausläuft. Das Ganze geht automatisch: Durch die bei einem Leck entstehende Strömung schließen sich die offenen Tore von selbst.
Von den 40.000 Obstbäumen, die König Ludwig I. am Ufer des Ludwigskanals anpflanzen ließ, sehen wir nur wenig. Auch die 100 Schleusen, 70 Dämme, 22 Häfen und 114 Brücken sehen wir nicht. Denn auf der Höhe von Wendelstein kehren wir wieder um. Schließlich wollen wir nur einen kleinen Herbstspaziergang machen. Das schöne am Rückweg: Er ist genauso malerisch wie der Hinweg.
Weitere Infos zum Ludwigskanal findest Du auf Wikipedia.
Hi,
sehr schöner Artikel und tolle stimmungsvolle Herbstbilder. Ich hatte vor ein paar Wochen die einmalige Gelegenheit das Inneres des Brückkanals zu bewundern.
VG
Oli
Hallo Oli,
vielen Dank, das freut mich!
Grüße nach Franken,
Philipp