Danke, Air Berlin

Vor fast 40 Jahren ist Air Berlin gestartet. Jetzt ist der Flug vorbei. Die Fluglinie ist finanziell abgestürzt und insolvent. Mindestens 2.000 Mitarbeiter gehen einer ungewissen Zukunft entgegen, 200.000 Fluggäste bleiben auf ihren Tickets sitzen. Doch es gibt auch Gewinner: Lufthansa bekommt die Filetstücke von Air Berlin. Und Thomas Winkelmann, der Vorstandsvorsitzende von Air Berlin, der kurz vor der Pleite von Lufthansa zu Air Berlin gewechselt war, bekommt einen goldenen Fallschirm.

Der Ärger ist gewaltig. Während Tausende Air Berlin Mitarbeiter hoffen und bangen, dass für eine Transfergesellschaft Geldgeber gefunden werden, bekommt ihr oberster Chef sein Grundgehalt bis Anfang 2021 weiter ausgezahlt. 950.004 € Jahresgehalt streicht der CEO ein, abgesichert durch eine Bankgarantie. Das sind 3.784,88 € pro Tag. Sehr viel, aber noch längst nicht alles. Wir sprechen hier nur vom Grundgehalt. Es gibt ja auch Bonusoptionen. Für das erste Jahr wurde ein Mindestbonus von 400.000 € festgesetzt.

Die Air Berlin Belegschaft rechnet mit CEO Winkelmann ab

Nicht schlecht dafür, dass Thomas Winkelmann erst seit Februar 2017 bei Air Berlin ist. Seine Mitarbeiter jedenfalls sind alles andere als gut auf den CEO zu sprechen. In einem Youtube-Video macht die Belegschaft ihrem Ärger Luft. In einem umgedichteten Song von Pink heißt es unter anderem: „Dear Mr CEO, why do you have to lie? How can you say no one is left behind? We’re not dumb and we’re not blind!“


Auch Tausende Fluggäste sind wütend auf CEO Thomas Winkelmann. Mitten in der Krise hatte er noch davon gesprochen, alles laufe wieder normal und die Fluggesellschaft werde weitergeführt (siehe Video). Wer ihm geglaubt und tatsächlich ein Ticket gebucht hat, der hat jetzt Pech.

Der CEO mit dem „goldenen Fallschirm“

Kritik an Thomas Winkelmann und seinem üppigem Gehalt kommt von vielen Seiten. Einer jedoch weist die Kritik zurück. „Diese Diskussion ist an Heuchelei nicht zu überbieten und in höchstem Maße unseriös“, sagte der Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus der „Rheinischen Post“. Die 4,5 Millionen Euro der Bankgarantie würden die Insolvenzmasse nicht belasten und weder Kunden noch Mitarbeitern entgehen, weil sie „alleine vom früheren Hauptgesellschafter Etihad über eine Bankbürgschaft finanziert“ wurden. Also alles in Ordnung so? Nun, darüber kann sich wohl jeder selbst eine Meinung bilden. Fakt ist: Thomas Winkelmann rettet ein „goldener Fallschirm“ (Manager Magazin). Alle anderen landen knallhart.

Winkelmann selbst wies die Kritik zurück. Bei der Jahrestagung des Luftfahrt-Presse-Clubs (LPC) in München sagte er: „Ich hatte das gleiche Grundgehalt, das seit 14 Jahren alle Air-Berlin-Chefs hatten, bis auf Hartmut Mehdorn – der hat mehr bekommen.“ Die Kritik an seinem Verhalten mache ihn „sprachlos“. „Das tut weh!“, sagte er.

Ein abgekartetes Spiel?

Harte Kritik an Thomas Winkelmann war auch immer wieder in einem anderen Zusammenhang aufgekommen. So hat etwa der Unternehmer und Luftfahrtexperte Hans Rudolf Wöhrl (Deutsche BA, LTU) erklärt, der ehemalige Lufthansa-Manager „vertritt offensichtlich nach wie vor die Interessen seines früheren Arbeitgebers“. Beobachter werfen Thomas Winkelmann vor, von der Lufthansa zu Air Berlin gewechselt zu sein, um Air Berlin zügig in die Insolvenz zu führen und die besten Teile dann an Lufthansa zu verschachern. Beweise für diese Theorie gibt es nicht. Und die Schieflage von Air Berlin ist sicher nicht erst seit dem Amtsantritt von Winkelmann entstanden. Sie ist vielmehr dem alten Management zuzurechen.

Probleme mit der Übernahme von DBA und LTU

An der Übernahme von Deutsche BA und LTU hat sich Air Berlin schlichtweg verhoben. Etihad war zwar der Retter in der Not, hatte aber vor allem eigene Interessen im Kopf, die nicht zur Marke passten. Etwa die Idee, die Business-Class auszubauen und die große weite Welt entdecken zu wollen. Es ist tragisch, dass die Angestellten diese strategischen Fehler nun ausbaden müssen.

Danke, Air Berlin

Sicher: Am Ende war Air Berlin kaum mehr der Schatten seiner selbst. Mein Flug nach Frankfurt wurde in letzter Minute abgesagt und auf einem Flug von Stuttgart nach Berlin ging mein Koffer verloren. Okay, das Ende war wirklich nicht schön. Man hat leider deutlich gemerkt, dass der Sinkflug längst eingeleitet ist. Aber: Es gab auch gute Zeiten.

Ich werde Air Berlin als stolze, zuverlässige und charmante Airline in Erinnerung behalten, mit der ich gern geflogen bin. Das Team war aufgeweckter, lockerer, freundlicher und sympathischer als alle anderen. Und so wird mir nicht nur das  Schokoladenherz am Ende des Flugs fehlen. Danke, Air Berlin, es war schön mit Dir.

Die ganze Geschichte der Fluglinie liest Du auf Wikipedia.

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