– The One Show –
The One“ ist die neueste Show im Berliner Friedrichstadt-Palast. Ein „Must-See in Berlin!“, sagt die New York Times. „Überwältigend“, lobt die Berliner Morgenpost. Wirklich „wow“ oder doch ein bisschen „mau“? Wir haben uns die Show angesehen.
Ein Film muss mit einem Erdbeben beginnen und sich dann langsam steigern“, hat der Hollywood-Produzent Samuel Goldwayn einmal gesagt. Regisseur Roland Welke folgt diesem Motto und eröffnet die „The One“-Show mit allem, was er hat. Und das ist einiges! Zu gleißendem Licht und fulminanter Elektropop-Musik fegt eine wilde Partygesellschaft mit extravaganten Kostümen über die größte Theaterbühne der Welt. BÄM!
Elf Millionen Euro hat Intendant und Produzent Dr. Berndt Schmidt in „The One“ gesteckt. Modeschöpfer Jean Paul Gautier, das Enfant terrible der Fashionszene, hat 500 Kostüme für die 60 Tänzer und Tänzerinnen entworfen. Und so wird der erste Auftritt der Partycrowd zu einer Fashionshow a la Gautier.
Friedrichstadt-Palast: The One and only Gautier
Vor lauter schrillen Kostümen, die über die Bühne wirbeln, weiß man zunächst gar nicht, wo man hinsehen soll. Verrückte Hühner mit Federboas hier, Schönheiten in glänzendem Latex dort, Muskelmänner in Röcken, Diven in prachtvollen Kleidern und Roben, knallbunt gekleidete Punker, Matrosen, Biker, Phantasiegestalten – alles tanzt munter durcheinander. Bis ins Detail sorgt Gautier für Verwirrung und Überraschungen. Preußische Pickelhaube trifft auf roten Schottenrock, Regenschirm auf Zylinder. Nein, das ist nicht New York oder Las Vegas, das ist Berlin. Willkommen im Friedrichstadt-Palast zu „The One“.
Die Idee für die Show hatte Roland Welke, als er ein Foto sah, das den Innenraum eines alten Theaters zeigte. Das Michigan-Theater in Detroit war geschlossen und zu einem Parkhaus umfunktioniert worden. „Zu sehen war noch der alte Stuck um das Proszenium herum und dort, wo einst die Zuschauer saßen, standen die abgestellten Autos. Dieses Foto hat mich sehr beeindruckt und fasziniert“, erinnert sich Welke.
Traum-Reise auf der Suche nach „The One“
Auch die 1.895 Zuschauer im restlos ausverkauften Friedrichstadt-Palast finden sich in einem alten und verlassenen Revue-Theater wieder. Hier tobt eine Underground-Party, bei der sich einer der Gäste (Roman Lob) in einem Traum verliert. Ein Traum ist genau das, was Regisseur Roland Welke braucht, denn in einem Traum ist alles möglich. Es gibt kein richtig und kein falsch, kein unmöglich und auch keine Regeln.
Welke nutzt das und führt sein Publikum von einer skurrilen, prächtig inszenierten Szene in die nächste. Formal zusammengehalten werden die Bilder durch den namenlosen Partygast, der im Traum nach „The One“ sucht, der Frau fürs Leben. „Revueshows haben keinen roten Faden im klassischen Sinne, jedoch einen künstlerischen Zusammenhang, der die Collage großer Showbilder verbindet“, erklärt Dr. Berndt Schmidt dazu.
Willkommen in einem Traum
Wir befinden uns also in einem Traum auf der Suche nach „The One“. So weit, so klar. Spätestens an dieser Stelle empfiehlt es sich, den Kopf auszuschalten und einfach nur noch zu genießen. Wer sich ständig fragt, warum die Dinge auf der Bühne sind, wie sie sind, bringt sich selbst um das Vergnügen, die Show auf sich wirken zu lassen. Warum trägt der Protagonist einen roten Schottenrock? Keine Ahnung, Träume sollte man nicht dadurch bremsen, dass man alles rational hinterfragt. Besser ist es, man saugt die bizarren Ideen von Gautier in sich auf und bewundert das Geschick der Artisten, Tänzer und Künstler.
Nach einem rasanten Start schaltet die Show etwas zurück und schlägt auch mal ruhigere Töne an. Als die Pause vorbei ist, gibt „The One“ dann aber wieder Gas. Zum Beispiel mit „The Two“: den Bazaliy Sisters aus der Ukraine, die am Trapez für Aufsehen sorgen. In großer Höhe schwingen sie auf einer einfachen Schaukel todesmutig mit einer unfassbaren Geschwindigkeit hin und her.
Dem Publikum stockt kollektiv der Atem, als sich eine der beiden Zwillingsschwestern am höchsten Punkt auf der rechten Seite von der Schaukel löst und wie in Zeitlupe nach vorne und dann nach unten kippt. Sie hängt mit den Füßen an der Schaukel, schwingt nach links und steht am Ende wieder dort, wo sie war. Großartig! Die beiden Schwestern zeigen eine mitreißende Performance und bekommen den zweitgrößten Applaus des Abends.
32 Tänzerinnen verzaubern das Publikum
Den größten Applaus heimsen 32 Tänzerinnen ein, die mit ihren langen Beinen eine präzise Choreografie von Alexandra Georgieva aufs Parkett legen. Sie bilden eine lange Reihe und lassen die Beine virtuos nach links, nach recht und in die Höhe fliegen. Sensationell, wie perfekt sie aufeinander eingespielt sind. Dagegen können die Revueshows in Paris einpacken.
Interessant ist, dass die meisten Songs auf Deutsch sind. Die Musik wird live von einem Orchester eingespielt und wurde eigens für „The One“ komponiert. Am Ende kommen alle Darsteller zum großen Finale auf die Bühne und man kann noch einmal in der großen Bandbreite der Kostüme schwelgen.
Fazit: „The One“ im Friedrichstadt-Palast Berlin ist eine bildgewaltige Revue, die eindrucksvolle knallbunte, surreale Momente zaubert. Die Show kann von sich behaupten, etwas wirklich Neues, Innovatives zu zeigen. Es gibt nichts, was man damit vergleichen kann, keine Referenz oder Vorlage. Selten war ein Traum so schillernd, exzentrisch und wunderbar verrückt.
The One: Tickets & mehr
Mehr Informationen, Tickets und Programmhinweise zu „The One“ gibt es auf der Website des Friedrichstadt-Palasts: Tickets und Programm.
Titelfoto: Sven Darmer
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