Spionage Museum Berlin: der Geheimtipp

Das Deutsche Spionage Museum Berlin wurde erst im September 2015 am Potsdamer Platz eröffnet, gilt also noch als Geheimtipp. Ein Besuch.

Der ältere Amerikaner hat ein Ticket für das Deutsche Spionage Museum Berlin in der Hand, kommt aber nicht rein. Er steht mitten in der Schleuse am Eingang und ist wie in einer runden Telefonzelle gefangen. Wir deuten auf den Punkt am Boden. Endlich stellt er sich darauf – und die Glastür geht auf.

Die Idee mit dem simulierten Körperscanner am Eingang ist nicht das einzige interaktive Element im Spionage Museum Berlin. Überall gibt es Touchscreens mit Texten, Bildern und Filmen. Man kann Nachrichten verschlüsseln und viele Dinge mehr. Berlin ist ein guter Standort für das Deutsche Spionage Museum, das im September 2015 am Potsdamer Platz eröffnet wurde. Hier war für viele Jahrzehnte die Drehscheibe für Spione aus Ost und West.

Spionage Museum Berlin: Spionage in der Geschichte

Nach der Schleuse begibt man sich erst einmal auf eine Spurensuche durch die Zeit. Spionage ist schließlich keine Erfindung der Neuzeit. Schon Ramses II. wird durch angebliche Fehlinformationen an der Nase herumgeführt und läuft mit seinem Heer in eine Falle. Das war 1274 vor Christus. Bereits die Bibel spricht von Spionage: Um 1220 vor Christus schickt Moses 12 Kundschafter nach Kanaan. Kaleb und Josua berichten bei ihrer Rückkehr von einem Land, in dem Milch und Honig fließen (ihr Spionagebericht steht im vierten Buch Moses im Alten Testament).

Man erfährt, dass schon Julius Caesar besessen davon war, alles über seine Feinde herauszufinden. Wenn man sein Buch Über den Gallischen Krieg gelesen hat, weiß man, dass ihm das auch sehr gut gelungen ist. Um 1588 versucht Spanien die englische Königin zu beseitigen. Ihr Geheimdienst verhindert das. Auch in Russland und Deutschland zeichnen sich schon früh durch einen hervorragenden Geheimdienst aus. So verkaufte etwa 1913 Oberst Alfred Redl als Doppelagent den Österreich-Ungarischen Aufmarschplan an das Zarenreich. Kurzum: Die Geschichte ist reich an Anekdoten über Spionage.

Spionage Museum Berlin: von Enigma bis zur Spionage-Katze

Über eine Display-Treppe gelangt man nach oben in den ersten Stock, wo es zahlreiche interessante Beispiele aus der neueren Spionage-Geschichte zu bestaunen gibt. Zum Beispiel Enigma-Maschinen. Das sind Maschinen, mit denen die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ihre Funksprüche verschlüsselt hatte. Der polnische Mathematiker Marian Rejewski gelang das scheinbar unmögliche: Er knackt den Code 1932. Ein wichtiger Schritt, der zur Niederlage Nazi-Deutschlands beigetragen hat. Der Codeknacker Irving J. Good sprach sogar vom „Theorem, das den Zweiten Weltkrieg gewann“.

Ebenfalls sehr interessant sind die Beispiele aus dem Kalten Krieg, in dem Ost- und Westagenten gegeneinander antraten. Hier gibt es Regenschirme mit eingebauter Kamera zu entdecken, eine Brille, die Fotos macht, ein Gürtel mit verstecktem Aufnahmegerät, ein Regenschirm mit Giftnadel, eine Katze mit implantierter Abhörwanze, Gänse als Frühwarnsystem und die kleinsten Spionagekameras der Welt – so winzig wie ein Fingerhut. Man sieht eine Lippenstift-Pistole und ein außergewöhnliches Transportmittel für geheime Dokumente: ein Glasauge. Spionage-Tiere sind ein eigenes Thema, ebenso wie Gift.

Die Enigma Verschlüsselungsmaschine aus der Zweiten Weltkrieg im Deutschen Spionage Museum Berlin.
Die Enigma Verschlüsselungsmaschine aus der Zweiten Weltkrieg im Deutschen Spionage Museum Berlin.
Mini-Fotoapparate.
Mini-Fotoapparate.
Der wohl bekannteste Spion: 007.
Der wohl bekannteste Spion: 007.
Der Tarn-Ausweis von James Bond. Plus Dienstwaffe.
Der Tarn-Ausweis von James Bond. Plus Dienstwaffe.

Spionage Museum Berlin: 007 und die Bond-Girls

Ebenfalls eine eigene Abteilung im Deutschen Spionage Museum bildet das Thema „James Bond“. Es gibt Original-Requisiten von den Filmdrehs, etwa den „Universal Exports“-Ausweis von James Bond alias Pierce Brosnan oder ein Shooting-Board, in dem ein Illustrator für die Filmcrew vorab dargestellt hat, wie der Regisseur sich die einzelnen Filmszenen vorstellt. Das ist gut gemacht und interessant anzuschauen. Übrigens, wichtige Geheiminformation: Die Toiletten liegen in diesem Bereich verborgen.

Spionage Museum Berlin: angekommen in der Jetztzeit

Auch über echte Spione erfährt man einiges. So werden besonders bekannte Fälle herausgegriffen und textlich aufbereitet. Aber auch heiße Eisen wie die Uwe-Barschel-Affäre oder die Vergiftung von Ex-KGB und FSB-Mann Alexader W. Litwinenko werden aufgegriffen. Es geht eine Treppe nach unten, wo nun über die Fälle aus unseren Tagen berichtet wird. Wie konnte es zu den Anschlägen vom 11. September kommen? Wem vertraut Putin? Was wusste Edward Snowden? Diese Fragen sind sicher mit am interessantesten.

Eine weitere Schleuse später findet man sich im Museums-Shop wieder, der gleichzeitig ein Cafe ist. Etwas seltsam ist, dass man nun nach draußen muss, um wieder zum Eingang des Spionage Museums Berlin zu gelangen. Hier kann man nun seine Jacke im Schließfach abholen.

Fazit: Ein wirklich interessantes, modern gestaltetes Museum, das man sich einmal angesehen haben sollte, wenn man in Berlin ist.

Spionage Museum Berlin: Tickets, Preise, Öffnungszeiten, Adresse

Adresse:  Deutsches Spionage Museum, am Potsdamer Platz, Leipziger Platz 9, 10117 Berlin, Telefon: 030/398 200 45-0, Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr, letzter Einlass 19 Uhr. Öffentliche Führungen: je nach Verfügbarkeit, in der Regel stündlich. Auch Führungen für Kinder möglich.

Tipp: Am Eingang gibt es kostenlose Schließfächer

Ticket-Preise: Reguläre Tickets kosten 12 €, ermäßigte Tickets gibt es für 8 € (Schüler, Studenten, Azubis, Besucher mit Schwerbehindertenausweis). Hier geht es zu den Onlinetickets und den Ermäßigungen.

Führungen: Ich war bis jetzt zweimal im Deutschen Spionagemuseum. Einmal mit und einmal ohne Führung. Im Vergleich würde ich einen Besuch mit Führung empfehlen. Man erfährt viele Dinge, die man alleine übersehen würde. Am besten, man lässt schaut sich nach der Führung alleine noch ein bisschen um. Dafür sollte man sich ausreichend Zeit einplanen. Das Museum hat so viel zu bieten, dass man problemlos einige Stunden beschäftigt ist.


Hier geht die Reise weiter.

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