Griechenland, ach, Griechenland! Früher fanden die griechischen Tragödien im Amphitheater am Südhang der Akropolis in Athen statt. Heute werden sie auf den politischen Bühnen in Brüssel, Luxemburg und in Berlin aufgeführt.
Nachdem die Griechen Jahre lang über ihre Verhältnisse gelebt haben, fordert ihre Regierung nun, die Gläubiger müssten dem Land seine Schulden erlassen. Konkret: die Kleinigkeit von 305 Milliarden Euro. Weitere Kürzungen dürfe es nicht geben, zu Zugeständnissen und Sparplänen ist die Regierung nicht bereit. Nicht einmal ihre hohen Militärausgaben will die griechische Regierung einschränken.
Sie spekuliert darauf, dass die Europäer das Land um jeden Preis in der Eurogemeinschaft halten wollen. Leidtragender dieser Politik ist die griechische Bevölkerung. Wenn Griechenland aus dem Euro rutscht, wird es noch schwieriger für sie. Schon heute begegnen einem auf den Straßen Frauen, die verzweifelt Tischdecken anbieten, um ein paar Euro zusammenzubekommen.
Athens Reichtum: die Vergangenheit
Griechenland steht am wirtschaftlichen Abgrund. Ausgerechnet Griechenland! Die Wiege der Demokratie, die Heimat von großen Denkern wie Sokrates, Plato oder Aristoteles. Heute ist Athen nur noch reich an Kunst, Kultur und Historie. Und die findet man hauptsächlich in der Hauptstadt. Im Großraum Athen sind fast vier Millionen von insgesamt rund 11 Millionen Griechen zuhause.
Über 1400 Meter hohe Bergketten umschließen das weiße Häusermeer der Stadt. Mitten im Zentrum thront die Akropolis auf einem 156 Meter hohen Felssockel. Der Aufstieg gestaltet sich überraschend leicht. Mit etwas Durchhaltevermögen ist man nach 10 bis 15 Minuten oben. Nun heißt es erst einmal: Tief in die Tasche greifen und im gelben „Tickets Office“ für 12 € pro Person Eintrittskarten kaufen.
Athens Geschichte: ein Streifzug
Eine Akropolis gibt es übrigens nicht nur in Athen. Das Wort bedeutet soviel wie „Hochstadt“ und bezeichnet eine Wehranlage, die zu jeder antiken griechischen Stadt gehörte. Aus strategischen Gründen wurden diese Zitadellen möglichst auf Hügeln oder Anhöhen errichtet – so wie in Athen. 480 vor Christus zerstörten die Perser die Haupttempel der Akropolis. Unter Perikles gelang es den Griechen viele Jahre später, den Spieß umzudrehen und die Perser zu besiegen – als Vormacht des Attischen Seebunds 448 vor Christus. Diese neu gewonnene Macht wollten die Griechen auch durch imposante Gebäude nach außen darstellen.
So entstand zum Beispiel das Parthenon, der Haupttempel der Anlage, in dem eine Statue der Stadt-Göttin Athene stand. Heute steht eine Kopie davon im Archäologischen Nationalmuseum in Athen. Das Parthenon hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Unter christlichem Einfluss wurde es zu einer Kirche umfunktioniert, unter den Osmanen war es eine Moschee. 1687 waren die Türken so clever, Schießpulver im Parthenon zu lagern. Bei einem Beschuss im Venezianischen Türkenkrieg ging das Magazin in die Luft und beschädigte die Gebäude. Eine Katastrophe.
Der Nike-Tempel: not yet sponsored by Nike.
Zur Akropolis gehören neben dem Parthenon auch das Erechtheion mit den Karyatiden (das sind Säulen in Form von Frauen), der Nike-Tempel und die Propyläen. Der Nike-Tempel hat nichts mit den Konsumtempeln des Sportartikelherstellers Nike zu tun. Es ist umgekehrt: Die Sportmarke Nike hat sich die griechische Siegesgöttin zum Vorbild genommen.
Vielleicht sollten sich die Griechen und die sportlichen Amerikaner aus Portland mal über ein Sponsoring unterhalten und dafür die Eintrittspreise senken. Seit 1986 ist die Akropolis übrigens Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Zu Recht, denn die Architektur ist gewaltig und immer noch beeindruckend.
Das Erechtheion: erst Tempel, dann Harem.
Der Name des Tempels leitet sich ab vom Palast des mythischen Königs Erichthonios. Mythisch bedeutet: Diesen König gab es wohl nicht wirklich, er ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Der Tempel steht an der Stelle, an der angeblich der Palast des Königs stand. Er fasste 13 Kulte zusammen.
So enthielt er zum Beispiel ein Kultbild der Stadtgöttin Athene, das vom Himmel gefallen sein soll. Zudem gab es hier eine Erdspalte, in der eine heilige Schlage gelebt haben soll, die unter dem Schutz Athenes stand. Außerdem gab es hier einen heiligen Ölbaum, der Athene geweiht war, eine Salzquelle, die der Gott des Meeres, Poseidon, nach einem Wettstreit mit der Stadtgöttin erschaffen haben soll. Die griechische Mythologie ist reich an solchen Geschichten.
1463 wurde es weniger mythisch und dafür umso weltlicher: Ein Offizier der türkischen Armee nutzte das Erechtheion als Harem. 1811 verliebte sich Lord Elgin in eine der sechs Frauen, die als Säulen verbaut sind und entführte sie nach England. Heute steht sie im British Museum. Die verbliebenen fünf Damen befinden sich im Akropolis Museum, damit ihre zarte Haut nicht unter Wind und Wetter leidet. Das heißt: Die Damen, die man als Säulen am Erechtheion sieht, sind nur Nachbildungen.
Sehenswürdigkeiten in Athen.
Sehenswürdigkeiten gibt es einige, denn die Stadt ist groß und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Akropolis-Museum: Es befindet sich am Fuß der Akropolis und zeigt viele bedeutende Kunstwerke, die auf der Akropolis gefunden worden sind. Das Museum ist von 2009 – also recht neu und entsprechend modern gestaltet. Entworfen hat es der Schweizer Architekt Bernard Tschumi. Kosten: 130 Millionen Euro (hierzu verkneife ich mir mal einen Kommentar). Höhepunkt der Ausstellung ist der Parthenonsaal im Obergeschoss. Hier sind Teile des Parthenonfrieses zu sehen, die der Bildhauer und Künstler Phidias geschaffen hat.
Der Gute hat übrigens auch eines der sieben Weltwunder der Antike zu verantworten: die 13 Meter hohe Zeus Statue in Olympia. Wer noch mehr von diesem Werk sehen will, muss sich ein Flugticket nach London kaufen und das British Museum konsultieren. Die Briten haben sich im 19. Jahrhundert einige Kunstwerke unter den Nagel gerissen. In der Cafeteria hat man einen schönen Blick auf die Akropolis und kann günstig griechische Spezialitäten genießen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 8 bis 20 Uhr. Adresse: Dionisiou Areopagitou 15, Eintritt: 5 Euro (auch online möglich). www.theacropolismuseum.gr
Syntagma-Platz: Hier befindet sich das griechische Parlament, das von 1834 bis 1838 als Königspalast entstand. Zu jeder vollen Stunde findet eine zeremonielle kleine Wachablösung der Ehrengarde statt (zu sehen in meinem Video unten). Die große Wachablösung kann man am Sonntag um 11 Uhr bestaunen.
Die Evzonen führen vor dem Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Marsch auf, der interessant und sehenswert ist. Man fühlt sich ein bisschen wie in einem Theater. Wenn man Glück hat, darf man zusammen mit den bewegungslos dastehenden Evzonen ein Foto machen. Sehenswert ist übrigens auch die prachtvolle U-Bahn-Station unter dem Platz.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Athen
Nationalgarten: Gleich neben dem griechischen Parlament befindet sich eine wunderschöne Gartenanlage. Eintritt frei – na sowas! 1839 wurde die Anlage von der ersten griechischen Königin Amalia angelegt. Hier kann man mehr als 15.000 griechische und exotische Pflanzen bewundern, Spazieren gehen und entspannen. Highlights: der idyllische Ententeich und die hohen Palmen. Am Eingang an der Odos Irodou Attikou gibt es übrigens ein nettes Gartencafe.
Plaka: Das charmante Altstadtviertel bietet in seinem Gassengewirr viele Tavernen, Musikkneipen (Odos Mnisikleous), Kirchen, antike Ruinen, Denkmäler und Souvenirläden. Ein Spaziergang lohnt sich.
Turm der Winde: Er stammt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, ist 12 Meter hoch und diente mit einer Sonnen- und einer Wasseruhr der Zeitmessung. Öffnungszeiten: von April bis Oktober täglich von 8 bis 19.30 Uhr, November bis März täglich von 8.30 bis 15 Uhr. Adresse: Odos Pelopida, Eintritt 2 Euro.
Tempel des Zeus: Zeus ist der Chef im Olymp. Klar, dass er einen entsprechend machtvollen Tempel braucht. Er bekam einen der größten Griechenlands. Noch heute sind die erhaltenen 15 Säulen die höchsten der Stadt. Eintritt: 2 Euro. Öffnungszeiten: April bis September täglich von 8 bis 19.30 Uhr, im Oktober täglich von 8 bis 18 Uhr, November bis März täglich von 8.30 bis 15 Uhr. Adresse: Leoforos Was. Olgas. Neben dem Nationalgarten.
Markthallen, Kentriki Agora: Über 100 Jahre alt. Hier werden vor allem Fleisch und Fisch verkauft. Ab der Mittagszeit gibt’s Rembetiko-Musik, die griechische Musik der 20er und 30er Jahre. Um die Halle herum gibt es Straßenhändler und Obst- und Gemüsestände. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag etwa 6 bis 15 Uhr. Odos Athinas zwischen Omonia und Monastiraki-Platz. Das Essen hier ist gut und günstig.
Gut zu wissen: Tipps für Athen
Akropolis: möglichst früh am Tag besuchen. Mittags drohen Hitze und Überfüllung durch Touristenmassen.
Einkaufen: Wer preiswerte Mode und Accessoires sucht, findet sie in der Odos Ermou zwischen Sindagma-Platz und Kapnikarea-Kirche. Teurer, aber auch stylischer sind die Shops im Kolonaki-Viertel zwischen Sindagma-Platz und Likavittos. Wer auf Flohmärkte steht, sollte am Sonntagmorgen bei der Metrostation Monastiraki vorbeischauen.
Fremdenverkehrszentrale: am Akropolismuseum, Odos Dionisio Areopagitou 18 bis 20. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Hier geht’s zur Fremdenverkehrszentrale in Athen.
Metro: Die U-Bahn ist gut ausgebaut und günstig. Ein 24-Stunden-Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Athen und Piräus kostet 4 Euro, für 7 Tage 14 Euro. (Ausnahme: Zum Flughafen darf man mit diesen Tickets nicht fahren.)
Überblick: Fast alle Sehenswürdigkeiten liegen in der Innenstadt. Zentrale Metrostationen sind Omonia, Sindagma und Monastiraki.
Das Athener Festival: Von Juni bis September lädt die Stadt Künstler aus aller Welt in Herodes-Attikas-Theater unterhalb der Akropolis ein. Hier geht’s zum Athener Festival.
Am Abend: „Griechischer Wein!“ – hier gibt es ihn. Ein Zentrum des Nachtlebens ist das Plaka-Viertel, das allerdings recht touristisch ist. Hier gibt es viele Tavernen und Musiklokale. Jünger und moderner ist das Viertel Exarchia mit Bars und Clubs. Schick ist es im Stadtteil Psirri.