Beim Neptun! Die Neptungrotte auf Sardinien

Habichte, Wanderfalken und Korallenmöwen kreisen in der Luft. Das Meer schimmert azurblau. Die Sonne strahlt, weiße Wolken wandern über den blauen Himmel. Neptun hat sich ein ganz besonders reizvolles Plätzchen für seine Neptungrotte ausgesucht. Aber: Er macht es Besuchern nicht leicht, ihn zu besuchen.

Der römische Gott des Meeres tobt, brüllt und schleudert gewaltige Wellen herum. Nein, mit offenen Armen empfangen fühlt man sich nicht gerade. Die Neptungrotte bei Alghero auf Sardinien liegt am Fuße des Capo Caccia, einer 110 Meter hohen steilen kalkweißen Felswand. Sie kann vom Meer aus nur bei ruhigem Wellengang besucht werden. Die Alternative ist die Escala del Cabirol, eine lange, gewundene Steintreppe, die vom Parkplatz aus über 650 Stufen in Neptuns Reich führt.

Die Neptungrotte auf Sardinien

Doch selbst, wenn man es schließlich geschafft hat und vor dem Eingang steht, gibt es ein letztes großes Hindernis: die Wellen. Wuchtig werfen sie sich immer wieder aufs Neue gegen den Höhleneingang, den man passieren muss, um ins Innere zu gelangen. Der Wind weht einem kräftig um die Nase, die Wellen toben hin und her. „Go, go, go!“, ruft der Torwächter uns zu und wir rennen eilig über den felsigen Boden in Neptuns Arme. Doch auch dabei muss man aufpassen, denn der Steinboden ist nass und  glatt.

Sardinien: Der Weg zur Neptungrotte führt durch eine malerische Landschaft.
Sardinien: Der Weg zur Neptungrotte führt durch eine malerische Landschaft.
Der Weg zur Grotte: vorbei an tosenden Wellen.
Der Weg zur Grotte: vorbei an tosenden Wellen.
Der Eingang der Neptungrotte auf Sardinien.
Der Eingang der Neptungrotte auf Sardinien.
In der Neptungrotte.
In der Neptungrotte. Neptuns Reich ist beliebt: Rund 150.000 Besucher besuchen der Gott des Meeres jedes Jahr.
Imposant und interessant.
Imposant und interessant. Die Neptungrotte entstand im Wesentlichen aus zwei Zutaten: Wasser und jede Menge Zeit.
Wow! Die Neptungrotte.
Wow! Die Neptungrotte.

Neptungrotte: eine andere Welt entdecken

Wir betreten eine andere Welt. Früher wurde die Höhle mit hunderten Kerzen beleuchtet. Das klingt romantisch. Leider war der Ruß, der dabei entstand alles andere als das, sondern einfach nur schlecht für die Gesundheit. Inzwischen werden die massiven Stalaktiten und Stalakmiten von elektrischen Strahlern in ein mildes, gelb-oranges Licht getaucht.

Die Neptungrotte oder „Grotta di Nettuno“, wie die Italiener sagen, zieht jedes Jahr rund 150.000 Besucher aus der ganzen Welt an. Sie gilt als die größte Meeresgrotte des Mittelmeers. Innen ist es windstill und zu jeder Jahreszeit 10 Grad. Experten schätzen das Alter der Neptunhöhle auf rund 2 Millionen Jahre. In der Höhle wurden Gegenstände aus der Jungsteinzeit gefunden. Sie diente also schon den Steinzeitmenschen als Unterschlupf.

Die Tropfsteinhöhe ist 4 km lang. Für Besucher zugänglich sind aber aus Sicherheitsgründen nur einige hundert Meter. Das reicht auch, um sich einen Eindruck von Neptuns Reich zu verschaffen. Der Weg, der durch die Höhle führt, ist gut befestigt und mit Netzen und Seilen abgesperrt. Wir blicken hinab auf einen langen Salzsee, der sich durch die Neptunhöhle schlängelt und mit dem Meer verbunden ist. Manche Stalaktiten, die von der Decke hängen, sind mehrere Meter lang.

Neptungrotte: Wie entsteht eine Tropfsteinhöhle?

Damit so eine Höhle entstehen kann, braucht es vor allem zwei Dinge: Wasser und viel Zeit. Regen- oder Flusswasser greift unter der Erde Kalk an und spült Hohlräume aus. Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern über tausende von Jahren hinweg. Es bilden sich dünne, glasklare Röhrchen an der Decke, denen man auch den lustigen Namen „Makkaronis“ gegeben hat. Sie wachsen von der Höhlendecke nach unten.

Wenn das Röhrchen verstopft, läuft das Wasser nicht mehr nach innen, sondern rinnt außen am Makkaroni herunter. Das Wasser nimmt dabei Kohlendioxid auf und wird zu Kohlensäure. Diese Kohlensäure kann Kalk zersetzen. Der Kalk lagert sich dann wieder als Kalkstein ab – zwar nur minimal, aber mit der Zeit vergrößert sich der Umfang des Makkaronis. Es ist der Beginn eines Tropfsteins, in diesem Fall eines Stalaktiten. Die Farbe der Tropfsteine wird durch Mineralien bestimmt. Eisen zum Beispiel führt zu einer gelblichen und rötlichen Verfärbung.

Den Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten kann man sich übrigens über eine Eselsbrücke merken: Bei Stalaktiten gibt es ein „k“ im Wort, das visuell nach oben weist, es geht also um die Tropfsteine an der Decke. Das Wort Stalagmiten dagegen hat ein „g“, das optisch nach unten weist. Es bezeichnet also Tropfsteine am Boden.



Capo Caccia: die Jagd nach der schönen Aussicht

Auf dem Rückweg nach oben lohnt es sich, ab und zu stehen zu bleiben. Hier, an der äußersten Spitze der Nordwestküste Sardiniens, ist der Mittelpunkt des Isola Piana Meerschutzgebiets. Der Name des Landvorsprungs Capo Caccia leitet sich von „Caccia/Jagd“ ab. Zum einen waren es Adelige, die von ihren Booten aus Jagd auf Vögel machten. Zum anderen gibt es hier auch Raubvögel, die selbst auf Jagd gehen. Keine Sorge: An Touristen sind sie eher nicht interessiert. Das Meer glitzert in der Sonne. Die Wellen umtosen den Eingang der Grotte. Falken kreisen in der Luft. Neptun hat sich einen wirklich schönen Ort ausgesucht. Nur etwas weniger Wellen könnte er herumschleudern.

Neptungrotte: Tipps und Wissenswertes

  • Im Sommer gibt es jede halbe Stunde eine Führung in mehreren Sprachen, die den Besuchern die Geschichte der Grotte näher bringt.
  • Motorboote fahren bei ruhigem Wellengang zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober täglich von Alghero (etwa 25 km entfernt) und Porto Conte aus zur Neptungrotte. Vom Boot aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Steilküste von Copa Caccia. Fahrtdauer: etwa 20 Minuten.
  • Die Neptungrotte ist nicht die einzige Grotte hier, es gibt noch 15 kleinere, die teilweise unter Wasser liegen. Die Neptungrotte ist allerdings die Berühmteste und gilt als die Schönste.
  • Wer die Treppe nehmen möchte, sollte möglichst morgens oder vormittags anreisen, um die pralle Mittagshitze zu vermeiden. Während der Abstieg auf der 650 Stufen umfassenden Treppe von 1959 noch recht entspannt ist, bedeutet der Aufstieg durchaus eine gewisse Anstrengung. Bei praller Sonne ist das kein Vergnügen. Festes Schuhwerk ist unbedingt erforderlich. Wer Probleme mit dem Kreislauf hat, sollte von einem Besuch auf diesem Weg Abstand nehmen.
  • Eintritt in die Neptungrotte: 13 Euro für Erwachsene, 7 € für Kinder.
  • Öffnungszeiten: täglich bis 18/19 Uhr.
  • Wer mit dem Mietwagen/PKW anreist, kann auf dem Capo Caccia parken. Die Straße ist gut ausgebaut und schraubt sich am Hang des Monte Timidone durch die reizvolle Panoramalandschaft.
  • Von Alghero fährt auch ein Bus (Giardini/Via Catalogna). Im Sommer fährt der Bus mehrmals, sonst nur einmal am Tag.
  • Vom Hafen in Alghero aus werden übrigens täglich auch Minikreuzfahrten zur Riviera del Corallo angeboten. Motorboote fahren die Küste nach Capo Caccia entlang, besuchen die Grotten der Foradada Inseln und laufen die Bucht Dragunara an.
  • Ganz oben auf dem Felsen steht ein Leuchtturm, 186 Meter über dem Meeresspiegel.
  • Mehr Informationen gibt es auf der Website der Neptungrotte: grottedinettuno.it

Hier geht’s die Italienreise weiter.

3 Kommentare

  1. schöner Artikel! Macht Lust, die Neptungrotte zu besichtigen!
    Auch einen Ausflug AUF das Cappo caccia einplanen, wenn man mit dem Fahrzeug dort ist! Der Blick… lohnt sich

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